Montag, 2. Juli 2007
Joa...da bin ich nun
Guten Tag ihr Daheim gebliebenen!

Hier meldet sich mal der Verlorene Sohn, Freund, Brot und was auch immer, der mittlerweile mit seinem leichten Handgepäck gut in dieser New York- ähnlichen Metropole des nahen Süd-Ostens angekommen ist.
Kurz vorm Bording wurde es dann brenzlig. Kaum hat man sich auf die Wartebänkchen gesetzt wird man auch schon mit einer bekannten aber in dem Moment und Ausmaß unerwarteten Sprache konfrontiert: „Is this seat still free, so we can sit down?“ ihr könnt euch vorstellen, dass mein Hirn in dem Moment 110 Prozent geben musste...aber es hat alles bestens gemeistert: „yes, of course“.

Ok...schock verdaut, Sieg gefeiert und dann konnte es auf zur nächsten Herausforderung gehen: Das Air Berliner Bodenpersonal. Todes mutig stürzt Martin mit einem Gesicht eines Serienmörders ( ungefähr -> :-}) auf die arme arme Pinguindame zu und erdreistet sich zu fragen

„öhm...(3 sek. Pause) entschuldigen Sie....(wieder 2 sek. Pause) wann lassen Sie uns denn durch?“

Die Freundliche Antwort folgte prompt:

„Gleich!“

Nachdem man im Flugzeug dann auch noch die Gurte mit dem Nebenpakistani vertauscht hatte, konnte es ja losgehen. Noch kurz eine B737 auf Konfrontationskurs landen lassen und ab ging die Post...aber eins noch...:

Stewardessen ach ne, Flugbegleiterinnen mit Augenringen bis zum Kinn sind in keinster Weise beruhigend...man muss ja ständig aufpassen, dass die nicht aus Versehen den Notausstieg an stelle der Schranktür aufmacht...

Der Flug ist soweit ganz gut verlaufen, wenn man davon absieht, dass eine Fahrt im Phantasialand wohl streckenweise deutlich unruhiger wäre. Aber unser leicht langsam sprechender Pilot und sein Saufkumpan haben uns in unserer Fukker....Pardon...Fokker 100 mehr oder weniger wohlbehalten über dem Segelflugplatz Wien abgeworfen. Dabei waren die absolut krümelfreien und nahezu tief gefrorenen Brötchen sicher sehr von Vorteil.

Na seis drum....gut gelandet .Dann ab in den Shuttelbus und los geht die Gaudi. Warten aufs Gepäck, umringt von Englischen Touris und Studis, die, wie man ja mittlerweile weiß, im letzten Zuge ihres Studiums sind, nur noch 2 Prüfungen von einer rosigen Zukunft auf dem internationalen Arbeitsmarkt entfernt. (dabei stellt sich natürlich die Frage, wollte man das in der Form überhaupt wissen? Belltschinfo: das waren Inselaffen)

Naja, man erhält dann doch seine Koffer, aber Martins hat die Reise und das sanfte Abwerfen auf den Gepäckwagen aus 3,5 m Höhe leider nicht ganz so überstanden. Der alte Esel hat seinen Reißverschluss eingebüßt. Aber zum Glück alles noch drin, und wofür sind denn Schnappverschlüsse da, wenn nicht dazu, abzubrechen und die letzte Hoffnung auf optisch gut behobenen Schaden zunichte zu machen? Man knotet also.

Bus Transfer zum Wiener Südbahnhof war annehmbar, Michael Schumacher wäre stolz.
Aber warum muss man in Österreich für die Autobahn bezahlen? Sicher nicht, um auf einem Geländepfad max. 120 km/h hüpfen zu dürfen oder? Das sollen die sich bei uns mal wagen. Dann gibt’s aber Ärger...und zwar...jaa....ratet! Genau mit meinem Schatz...so geht’s ja schließlich nicht hier.

Aber zurück zum Thema....(Martin at work)-->>

Das Erste was wir uns im schönen Südbahnhof von Vienna gegönnt haben, war ein erfrischendes Getränk für unsere geschundenen Kehlen, denn wir beide hatten immerhin nur eine kleine Cola/2cl
Im kleinsten Air-Berlin-Flugzeug bekommen. Marcel holte sich ein Schweppes und ich mir ein für Österreich typischen „Almdudler“. Nach kurzer Rast am Markt gingen wir dann hoch zum Südbahnhof, der ja eigentliche auch der Ostbahnhof ist, wie ich feststellen konnte. Ich sprach eine Frau in der großen Halle an, ob wir denn richtig seien, doch sie konnte nur Englisch und Marcel musste mir unter die Arme greifen.

Matzel back at work--->
Zu erwähnen wäre da noch, dass diese oben beschriebene Situation mit dem Englischproblem also eher „Problem“ leider ein Einzelfall ist. Hier in Ungarn können die meisten Leute leider weder Englisch noch Deutsch. Englisch nur ein zwei Fetzidätzileinchen und dann ist vorbei. Und beides kann man hier sowieso nicht.

Back to the roots...
mein werter Kollege konnte am Wiener Süd Ost Nord West Mittel Mondbahnhof nicht warten, endlich das Zugabteil zu sehen und hat spontan mal ALLE Fenster aufgemacht. Die anschließende Schlepparbeit meines Handgepäcks und seines brechend vollen Koffers war dann natürlich kein Problem, nach dem wunderbaren müsliriegel und dem erfrischenden Kaltgetränk mit Chinin und Limonengeschmack. Auf Deutsch: ich hab mir fast nen Bruch an meinem Brocken gehoben...also auf nach Ungarn!! - oder halt...wars nicht doch China? So viele Chinesen wie uns am südlichen Ostbahnhof des östlichen Bahnsteigs am wahrscheinlich nördlichen Südbahnhof entgegen kamen wohnen nicht mal in unserem Studentenwohnheim.

Die Zugfahrt war dann recht angenehm...bei Tempo 100 mit 12 geöffneten Fenstern und Durchzug wie Hölle haben wir dann einige nette Minütchen mit gut belüftetem Zug verbracht, während wir ständig auf das Schild „bei Zugluft ist dieses Fenster zu schließen“ schauen mussten, dass sich vor der ewig gleich wirkenden Landschaft an der Scheibe breit machte.
Über die grenze sind wir glücklicher Weise auch noch gekommen, ich hab ja kurz daran gezweifelt, weil mein werter Mitreisender auf die Aufforderung „Passport....“ die Fahrkarte der deutschen Bumbsbahn zeigte.

An der vorletzten Station dachte ich mir, „schaun mer mal ausm Fensto“. Und siehe da, ein Haltestellenschild. Die Haltestellen vorher hatten allemal Gebäude vorzuweisen, die aus dem letzten Jahrhundert zu seien schienen und deren ausfahr- und drehbare, von Rost bräunlich zerfressenen Röhren allenfalls noch dem Regen einen Weg vorschrieben und den wahrscheinlich ursprünglichen Zweck der Dampflokversorgung nicht mehr ausführen könnten.

Da steht auf dem Schild doch glatt „Labda“. Dumm nur, dass ich nicht sehe, dass das L leider nur mit Graffiti nahezu perfekt drangekrizelt wurde. Das gibt es nicht nur in Deutschland, ja, auch hier in Ungarn, in Sisis favorite Heimat. Und noch dümmer ist es, wenn dann die alte Dame, die genau an der Grenze einstieg, breit zu grinsen anfängt und du dir gerade ausmalst ,was du da gesagt haben könntest.
Mittlerweile weiß ich aber, dass es harmlos ist, Labda zu sagen, es heißt banaler weise „BALL“. Dafür hatten wir ordentlich Spaß, und die junge Dame auch.

In Györ angekommen durften wir dann mit Mária Kundi quer durch die Stadt pilgern. Die gute kann leider kaum Deutsch und null Englisch, sonst hätte sie uns erklären können, dass „am Ende der Straße“ so viel wie „wenn drei Monde vergangen sind“ heißt und die Pflasterung schlechter, der Koffer schwerer und die Arme schwächer werden würden.
Dass wir im Hotelzimmer
So sah es aus, als wir am 2. Tag abends vorm PC saßen
dann ungefähr 5 Anläufe gebraucht haben, bis wir alle Handynummern unter Dach und Fach hatten und wir endlich verstanden hatten, was der gute Herr Hotelmensch mit „weiße Schlüssel Zimmer nur, rote Schlüssel zwei unten, weißer nur oben, rote Schlüssel unten immer beide“ sagen wollte, scheint da nahezu unwichtig.

Wir sind dann spontan noch mal bis halb 12 quer durch die erstaunlich lebendige Stadt
also zu deutsch unser rathäusle bei nacht. wie immer...bei nacht :p
gelaufen, in denen es vor den Szenebars ordentlich voll und in den Straßen soweit ordentlich hell war, die Autos immer ordentlich ohne TÜV fähige Umbauten durch die Gegend fahren und dabei ordentlich Geräusche machen wie ein ordentlich aufgeblasener Ferrarimotor und dabei aussehen wie ein Golf mit ordentlichem Schornstein aus dem Heck. Genug der Ordnung!

Ich war gerade dabei, mich zu wundern, warum man hier in Ungarn DM, Rossmann, Kaisers, Citibank, ING Diba, Saturn, Interspar, Deichmann, Salamander und sogar das bei uns in Essen vertriebene Pizza Hut auffindet, da erzählt mir mein Zimmernachbar was von „Györer Sommer“ was ich überhört haben muss. Meine Verwunderung über die Geschäfteansammlung muss wohl der Auslöser dafür gewesen sein, dass ich das nicht mitbekommen hab, zumal ich noch überraschter war, dass um 11 Uhr noch groß High-live auf dem „Dorfplatz“ war. Nach gut einer halben Stunde, in der wir die Arkaden von Györ und sämtliche Hauptstraßen ausfindig gemacht hatten, kamen wir erneut an einem Banner vorbei. Das versprach uns den „Györer Sommer“ meine Reaktion kann man sich denken...triumphierend: „Guck ma, getz weiß ich auch, warum hier soviel los is!“ .... :-/

Kurz um sind wir dann spontan durch die „zwei mal unten“ mit unsere Schlussels „immer“ ins Hotel gewatschelt und dann mit die andere Schlussel in Zimmer und haben uns um 2 ins stinkende Milbenbad geschmissen. Bei 26° Dach-Zimmer Temperatur.

Am nächsten Morgen dann um 11 gefrühstückt und mal eben n bisl durch die Stadt, bei Tag diesmal, und haben so um die 120 Fotos gemacht...gute, schlechte, mittelmäßige,scharfe, unscharfe, helle, dunkle... Dabei waren wir wohl im Geddooo von Györ, Zigeuner sitzen auf Gartenstühlen in alten Hofeinfahrten und die never-ending Straße macht den Eindruck, als ob sich hinter uns langsam alles zusammenrottet, um uns mit Mistgabeln und brennenden Pechfackeln auszurauben. Aber wir leben noch. Die dabei entstandenen Bilder, werden wir in Auszügen mal hochladen.

Da des näschste Problem:
Es gibt hier kein vernünftiges Internetcafé und erst recht keinen W-Lan HotSpot. Also wird sich mein Schreiben hier so lange erst mal auf Texte beschränken, bis ich ne Möglichkeit gefunden habe, alles so zu veranstalten, was ich machen wollte.

Zum Geschäftlichen:
Arbeiten war ich heute auch, wir haben ne Klimaanlage, das ist gut. Viel zu tun hatte ich nicht, wenn gleich ich direkt ma mit Serbien telefonieren durfte. Der Marsch nach Hause ging 45 Minuten quer durch die pure Sonne (34° Schattentemperatur) und dann irgendwie durch stinkende Straßen und all so Gegenden, die man ungarne (wortwitz) sieht. aber: WIR LEBEN IMMERNOCH!! ....fast...

aber dazu muss man sagen, Abendessen und Frühstück ist mehr als üppig, daher auch kein Wunder, dass wir noch leben.

Ach ja, zum Schluss noch einige Aufrufe...

1. Trinkt ungarisches Bier
2. und öh...ja....
3. esst keine lebenden Brote
4. genießt eure Betten und eure verfxxkten Ferien
5. und kühles Wetter ist toll
6. Schatz ich lieb dich

Ich melde mich dann bei Gelegenheit noch mal wieder...dann aber glaub ich mit weniger als 3 Seiten.

Grüße aus der fernen Stadt an sonem Fluss und so...

Matzellll

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