Freitag, 11. März 2011
Die 1. Woche
Hallo Ihr, die sich auf meinen Blog verirrt haben.

Die erste Woche hier am anderen Ende der Welt ist vorbei.
Eine Woche voll Sonne und einem Tagestemperaturdurchschnitt von 28° C.

Fangen wir am Anfang an. Der Flug:
Er war lang, das Essen war leider etwas knapp bemessen und grade eben so warm, dass man nicht mit der Zunge festfriert. Und dann die ganzen Leute im Flugzeug, die spanisch sprechen.Aber der Notausgangsplatz war zumindest zum Schlafen ganz in Ordnung.
Landung kurz, sanft und schmerzlos, die Kurbulenzchen über Chile waren locker auszuhalten und gut, um wach zu werden.

Am Flughafen nett empfangen, wenn auch schon wieder auf Spanisch... scheint hier verbreitet zu sein.
Dann erst kurz zur Firma gefahren (die durch das Erdbeben letztes Jahr ziemlich angeknakst war und renoviert wird) und dann mit nem anderen Wagen durch die Stadt zur Wohnung, wobei ich 3 Beobachtungen gemacht habe
1. Beobachtung: Chilenen sprechen gar kein Spanisch.
Sie nuscheln und singen es.
2. Beobachtung: das Wichtigste am Auto in Chile ist die Hupe. Unfall auf einer Kreuzung - es geht vorran wie im Feierabendverkehr auf der Ruhrallee. Einer beginnt zu hupen und alle machen mit. Welch Spaß... komischer Weise wurde es dadurch nicht besser...
3. Beobachtung: In einer 5 Mio. Einwohnerstadt fahren überflüssig viele Menschen überflüssig vermackte und große Autos in überflüssig ungleichmäßiger Weise.

Angekommen am Appartmentblock stellt sich das nächste Problem. Dem mich mit chilenischen unverständlicher Beständigkeit zubrabbelnden alten Empfangsmenschen erklären, dass die Firma Ferrostaal ein Appartment für mich, Marcel Hüsken, gemietet hat und der Schlüssel am Empfang auf mich wartet. "No está acá...eres seguro que esto es nuestro departamento?"
- Geil, und jetzt...??
Ende der Geschichte: da war jemand mit dem Schlüssel im Appartment, der noch was einrichten musste und darum war der Schlüssel nicht an der Rezeption. Wusste nur außer dem Schlüssel und dem Typen keiner. Fall gelöst - Komissar Zufall (oder Herzanfall)
Kurzer Nachmittagsschlaf, Stadtteil erkunden (unfreiwillig viel länger als erwartet), Geld wechseln, etwas essen und einkaufen, damit zumindest der nächste Tag überlebt werden konnte. Duschen und schlafen! Tag 1. vorbei.

Gemäß der deutschen/Hüskenschen Gründlichkeit musste ich dann am nächsten Tag erst einmal durchsaugen, wischen (was durch den hohen Kalkgehalt im Wasser eigentlich sinnfrei ist), Koffer ausräumen und spühlen (auch fast sinnfrei, wenn man nicht sofort nachpoliert). Wieder duschen. Scheiß Hitze...
Dann mal das Internet in Gang bringen, wieder raus und ne Metrokarte kaufen, mit Paddy zum Mittagessen und am Versuch scheitern, Geld abzuheben.
zur Beobachtung 1 vom Vortag: Es gibt auch Leute, die fast verständlich sprechen... wenn das nur kein Spanisch wäre...
zur Beobachtung 2 v. V: bestätigt.

Nächster Tag, Internet läuft, Deutsche Bank beschäftigen (Geldabholen klappt nur mit freigeschalteter Karte... merkt man beim Verein aber immer erst, wenn der Kunde ohne Geld im Ausland steht...also bitte, freischalten und schon klappts) An die Hitze gewöhnt man sich mit genug Wasser.

Samstag Morgen, schon der erste Ausflug nach Valparaíso.



Übersetzt so viel wie "paradiesisches Tal" heißen soll. Ists nicht. Es war mal eines, als die Schifffahr noch boomte dort. aber Anfang des 20. Jahrhunderts war Schluss, alles verfällt immer mehr, riesen Arbeitslosigkeit.



Interessant sind nur die alten "Ascensores" (Schrägseil-Aufzüge).



Und alt heißt hier alt, teilweise über 100 Jahre alt.



Fast überall ist es hier potenziell gefährlich. Zumindest, wenn es aussieht, als würde es was zu holen geben. Man muss sich hier eigenltich weniger Angst um seine Gesundheit machen, auch während eines evtl. Überfalls. Solange man nicht den Helden spielt passiert kaum einem was.
Wir haben es uns einfach gemacht. Kamera und Handy nach Möglichkeit in der Tasche haben, keine Rucksäcke, die man dann noch schön als Touri-Bauch trägt, etwas Bargeld und das wars. Keiner sieht etwas, das man "brauchen" könnte. So sinkt das Risiko erheblich.



Am zweiten Tag dann alles noch mal mit deutschem Guide und ordentlich Erklärung. Der Ami in unserer Gruppe hat quasi danach geschrien, beklaut zu werden. Aber das Glück war mit den, die unbedarft sind.

Richtig interessant war der Besuch im Marinemuseum.



Eine Flut von Informationen, die man kaum alle erfassen konnte. Über Chiles Vergangenheit, die Kriege, die Helden (nach denen hier viele Plätze und Straßen benannt sind) und die Marine. Ziemlich interessant (zugegeben, wenn man sich dafür interessiert ;-) )

Abends dann zum Busbahnhof... Um 18:20 wollten wir ein Ticket kaufen und sofort los, um um 10 zu Hause zu sein. Der nächste freie Bus war der um 21:35. Das sind also die "leichten Engpässe" die am Sonntag Abend auftreten sollten.



Wie die Amis wohl nach Santiago gekommen sind? Sie wollten um halb 8 am Bahnhof sein....
Da die Ubahn hier Sonntags schon um kurz nach 10 schließt, durften wir auch unsere 1. Taxifahrt genießen. Schnell und doch ziemlich günstig.

Montag der erste Arbeitstag...
Und natürlich habe ich nicht gearbeitet. Erstmal wurde ich allen vorgestellt und umgekehrt. Und natürlich konnte ich mir nicht mal die Hälfte der Namen merken... Und die sprechen hier überflüssiger Weise auch noch alle Spanisch.
Aber so sind alle ganz nett, ich bin im Bereich MR (Schienenfahrzeuge) gelandet. Das hilft, zumindest die Namen sind schonmal bekannt gewesen.

Dienstag: Besuch in der Kupfermine um Rancagua
Passkontrolle nach 1,5 Std. Fahrt (hier übrigens mautpflichtig) und schon waren wir mit dem VW Amarok auf den Straßen durch die Berge unterwegs.
Sehr imposant die ganze Sache, weil einfach riesig und schier unendlich. Immer mal wieder Säuretankwagen, die man nur ab und zu überholen kann. Bergauf...Bergab...Berg...
Aber dann, kurz vor der Werkstatt, diese Aussicht.. So viel nichts



und doch so viele kleine Werkstätten, unten im Tal ein "crusher" (zum Zerkleinern der abgebauten Gesteinsbrocken), den ich leider nicht vernünftig ablichten konnte.
Nach 2 Stunden Aufenthalt hatte man dann die Gewissheit, dass der Kupferabbau eine ziemlich gesundheitsschädliche Sache ist. Die Zunge hat sich angefühlt, als hätte man zu lange an einer Zitrone gelutscht. Das ist die Säure, die wir in den LKW überholt hatten, die dann bei der Verarbeitung in die Luft gelangt. Sowas atmen die Leute hier tagtäglich ein. Gesund ist anders...

Und bis jetzt ist noch nicht viel mehr passiert. Etwas Einkaufen, da man jetzt schon weiß, wo man was bekommt, ist das mittlerweile schnell erledigt, schlafen, 2 mal Training und nach Hause telefonieren.

Fragen? Dann her damit, ich wollte nur mal schnell einen groben Überblick geben und zeigen, dass ich noch am Leben bin.

Mein Bild der Woche:



Das Chaos der Stromkabel in ValPo lässt sich super auf meine Eindrücke hier ummünzen. Chaotisch, aber irgendwie wird das schon gehen. Hat bisherja auch immer funktioniert...
Da auch, trotz offener Drähte an Hausfassaden, offenen Laternen oder einfach in Kopfhöhe hängenden Starkstromleitungen.
Passiert schon nix... ist noch nie was passiert...

Best regards from Chili,
Marcel

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