Dienstag, 26. April 2011
Santiago Folge 2 (Feat. Gletscher)
matzel, 01:28h
An diesem hier leider nicht arbeitsfreien Ostermontag arbeite ich für euch unser Wochenende inkl. des Karfreitags auf. Arbeitstechnisch gibt es heute nicht allzu viel zu berichten. Chefin hat Urlaub, also mach sich Arbeit rar.
Aber der Donnerstag versprach ein abendliches Konzert von POD. Nunja, Versprechen sind dazu da, um gebrochen zu werden. Die Band hat sich, von allen Bandsites und Tickethändlern scheinbar unbemerkt, dazu entschlossen, das Konzert und alle weiteren in Südamerika ausfallen zu lassen, um sich lieber voll und ganz dem neuen Album widmen zu können. Dumm nur, dass wir das erst mitbekommen hatten, als wir schon vor Ort waren. Aus Langeweile sind dann folgende Metrobilder entstanden:
Ärgerlich, aber lässt sich nicht ändern und das Geld für die Tickets gibts zurück. Seltsam nur, dass weder am Veranstaltungsort, noch irgendwo anders im Voraus etwas davon zu erfahren war und wir trotzdem die einzigen vor Ort waren.... Welcome to Chile.
Freitag ging gegen Mittag (übrigens unter ergiebigem Dauerregen und bei kuschligen 10°C)
in das "Museo para la Memoria y los derechos Humanos". Hier wird auf 3 modernen Etagen die Vergangenheit Chiles vom Tag des Putsches durch Augusto Pinochet am damaligen Präsidenten Salvador Allende am 11 September des Jahres 1973 bis zum Ende der Militärdiktatur aufgearbeitet. Ausführlichst wird dabei auf den Tag des Putsches, die prekären Menschenrechstverletzungen durch Folter, Entführung und Einschüchterung sowie die Protestbewegung gegen Ende der Diktatur eingeangen. Gut gemacht und eingängig ist dies durch viele (manchmal fast zu) anschauliche Videos, Augenzeugenberichte und Anschauungsmaterial aus der Zeit. Dabei tritt man zu Anfang fast unvermittelt im 1. Stock in den Tag des Putsches, arbeitet sich durch die beklemmend dunklen Installationen zum Thema Folter. Nachdem man den zweiten Stock betreten hat, befindet man sich im Bereich, in dem die Proteste in der Mitte der 80er Jahre behandelt werden und die zunehmende Einschüchterung durch Militär und Polizei. Zum Schluss "erlöst" einen dann ein Film über Wahlkampf und den Tag der Abwahl Pinochets. Ohne es zu merken hat man so schnell 4 Std. im Museum verbracht und sich nicht einmal unglaublich genau mit allem befasst. Anschließend zurück nach Hause, der Tag war damit nach eine Pizza abgehandelt.
Samstag bestiegen wir ein Taxi und begaben uns für 30 Euro in einen Nachbarbezirk von Santiago - "San Alfonso". Schonmal versucht, in Deutschland für 30 Euro 80 Kilometer/2 Std. Taxi zu fahren?
Anzumerken ist, dass es hier nur für die Frontpassagiere Pflicht ist sich anzuschnallen. Hinten ist es nicht möglich, es gibt keine Schlösser. Also konnten/mussten Nico und ich die Sicherheitsgurte nicht anlegen, als der Nebel dichter wurde und der Taxifahrer Patrick bat, die Sicherheitsgurte wegen Polizeikontrollen anzulegen. Die würde es geben, weil sich zu viele, wegen fehlenden Sicherheitsgurten schwere, Unfälle ereignet hatten. Ja Klasse! ECHT BERUHIGEND, AMIGO! Taxifahren mit Sportauspuff ist übrigens auch so etwas aus der Kategorie - in Deutschland undenkbar. Hier scheint es hingegen zum guten Ton zu gehören, Taxen mit Sportauspuff zu fahren. Dazu Lichtleisten an allen Stellen des Autos außen und innen. Fertig ist das Santiago-Taxi.
Aber das war ja noch nicht das spektakulärste. Viel besser war ja, dass ich auf bisher bekannte "Nationalparks" eingestellt war. Sprich: Baum, Sonne, trockene Erdböden. Dem entsprechend war ich gekleidet. Gegen anfänglich fehlende Sonne ein Tshirt unter den leichten Pulli. Da dort auch die "Baños Morales" und andere Thermalquellen angesiedelt sind, hatten wir noch Badehose und Handtuch im Gepäck. Sonnencreme hab ich zu Hause gelassen (in Erwartung von Wald, durch den wir laufen würden), genau so wie die Softshelljacke, die wengistens etwas Isolation gebracht hätte. Was bekam ich?1700 Meter Höhe, 4 Grad Außentemperatur, keine Sonne, Schnee. Bommmmbastisch! Endlich wieder frieren!
Nico hat mir freundlicher Weise das Oberteil seiner zufällig mitgeführten Skiunterwäsche ausgeliehen, sodass ich die ersten 15 Minuten des ordentlich steilen Weges ohne Frostbeulen zurücklegen durfte. Dann kam das, was ich erwartet hatte: Sonne. Also, Skiunterwäsche wieder aus, Sonnencreme (sponsored by Nico) drauf und ab durch den Schnee. Ja, 20 Grad und Schnee.
So ging es dann bis auf 2400 Meter zur "Laguna El Morado" einem Gletschersee am Fuße des gleichnamigen Gletschers.
Hier verbrachten wir 2 Std. mit Fotos, Schneebällen, (obligatorischem [Oster-]Ei) essen und der Suche nach dem perfekten Sitzstein. Nico hat sich damit nicht zufrieden gegeben, für ihn musste es ein "Premium Komfort Stein" sein. (Bild folgt)
Als die Horden der anderen Wanderer zu aufdringlich wurden, haben wir uns im TShirt auf den Rückweg durch die mittlerweile von Schneeschmelzwasser durchweichte Landschaft gemacht.
(man beachte die über-bekleideten Wandersleut im Hintergrund)
Als Beweis, dass wir dank gesunder Ernährung allen Widrigkeiten trotzden konnte:
Den einzigen Bus, der genau einmal am Tag nach Santiago fährt, haben neben uns noch gefühlte Hundertschaften an Bagpackern aufgesucht. Ich als Ex-Zivi frage mich, wie man mit dem Gepäck laufen konnte. Im Bus war dafür auf jeden Fall ein Platz mehr, so dass diese auf das Dach des Busses verfrachtet werden musste. Auf dem Weg nach Santiago erfuhren wir dann, was "am Abgrund fahren" bedeutet. Schaute man rechts aus dem Fenster, sah man noch ca. 20 cm Straße, dann 50 Meter tief nichts. Dann Fluss. Beeindruckend, aber ich bin froh, dass die EVAG-Busse in der Heimat langweiligere Strecken fahren.
Wusstet ihr, dass man mit einem Bus auch Flussdurchquerungen ála Landrover durchführen kann? Jetzt weiß ich es...
Aber, wir sind ja gut angekommen, der Sonntag stand im Zeichen der Hausarbeit und dem abendlichen Candle-light Dinner mit Nico und Patrick.
Und schon war das Wochenende vorbei, der Montag da und nur noch 5 Wochen bis zum Tag des Abfluges `gen Heimat vor mir.
Aber der Donnerstag versprach ein abendliches Konzert von POD. Nunja, Versprechen sind dazu da, um gebrochen zu werden. Die Band hat sich, von allen Bandsites und Tickethändlern scheinbar unbemerkt, dazu entschlossen, das Konzert und alle weiteren in Südamerika ausfallen zu lassen, um sich lieber voll und ganz dem neuen Album widmen zu können. Dumm nur, dass wir das erst mitbekommen hatten, als wir schon vor Ort waren. Aus Langeweile sind dann folgende Metrobilder entstanden:
Ärgerlich, aber lässt sich nicht ändern und das Geld für die Tickets gibts zurück. Seltsam nur, dass weder am Veranstaltungsort, noch irgendwo anders im Voraus etwas davon zu erfahren war und wir trotzdem die einzigen vor Ort waren.... Welcome to Chile.
Freitag ging gegen Mittag (übrigens unter ergiebigem Dauerregen und bei kuschligen 10°C)
in das "Museo para la Memoria y los derechos Humanos". Hier wird auf 3 modernen Etagen die Vergangenheit Chiles vom Tag des Putsches durch Augusto Pinochet am damaligen Präsidenten Salvador Allende am 11 September des Jahres 1973 bis zum Ende der Militärdiktatur aufgearbeitet. Ausführlichst wird dabei auf den Tag des Putsches, die prekären Menschenrechstverletzungen durch Folter, Entführung und Einschüchterung sowie die Protestbewegung gegen Ende der Diktatur eingeangen. Gut gemacht und eingängig ist dies durch viele (manchmal fast zu) anschauliche Videos, Augenzeugenberichte und Anschauungsmaterial aus der Zeit. Dabei tritt man zu Anfang fast unvermittelt im 1. Stock in den Tag des Putsches, arbeitet sich durch die beklemmend dunklen Installationen zum Thema Folter. Nachdem man den zweiten Stock betreten hat, befindet man sich im Bereich, in dem die Proteste in der Mitte der 80er Jahre behandelt werden und die zunehmende Einschüchterung durch Militär und Polizei. Zum Schluss "erlöst" einen dann ein Film über Wahlkampf und den Tag der Abwahl Pinochets. Ohne es zu merken hat man so schnell 4 Std. im Museum verbracht und sich nicht einmal unglaublich genau mit allem befasst. Anschließend zurück nach Hause, der Tag war damit nach eine Pizza abgehandelt.
Samstag bestiegen wir ein Taxi und begaben uns für 30 Euro in einen Nachbarbezirk von Santiago - "San Alfonso". Schonmal versucht, in Deutschland für 30 Euro 80 Kilometer/2 Std. Taxi zu fahren?
Anzumerken ist, dass es hier nur für die Frontpassagiere Pflicht ist sich anzuschnallen. Hinten ist es nicht möglich, es gibt keine Schlösser. Also konnten/mussten Nico und ich die Sicherheitsgurte nicht anlegen, als der Nebel dichter wurde und der Taxifahrer Patrick bat, die Sicherheitsgurte wegen Polizeikontrollen anzulegen. Die würde es geben, weil sich zu viele, wegen fehlenden Sicherheitsgurten schwere, Unfälle ereignet hatten. Ja Klasse! ECHT BERUHIGEND, AMIGO! Taxifahren mit Sportauspuff ist übrigens auch so etwas aus der Kategorie - in Deutschland undenkbar. Hier scheint es hingegen zum guten Ton zu gehören, Taxen mit Sportauspuff zu fahren. Dazu Lichtleisten an allen Stellen des Autos außen und innen. Fertig ist das Santiago-Taxi.
Aber das war ja noch nicht das spektakulärste. Viel besser war ja, dass ich auf bisher bekannte "Nationalparks" eingestellt war. Sprich: Baum, Sonne, trockene Erdböden. Dem entsprechend war ich gekleidet. Gegen anfänglich fehlende Sonne ein Tshirt unter den leichten Pulli. Da dort auch die "Baños Morales" und andere Thermalquellen angesiedelt sind, hatten wir noch Badehose und Handtuch im Gepäck. Sonnencreme hab ich zu Hause gelassen (in Erwartung von Wald, durch den wir laufen würden), genau so wie die Softshelljacke, die wengistens etwas Isolation gebracht hätte. Was bekam ich?1700 Meter Höhe, 4 Grad Außentemperatur, keine Sonne, Schnee. Bommmmbastisch! Endlich wieder frieren!
Nico hat mir freundlicher Weise das Oberteil seiner zufällig mitgeführten Skiunterwäsche ausgeliehen, sodass ich die ersten 15 Minuten des ordentlich steilen Weges ohne Frostbeulen zurücklegen durfte. Dann kam das, was ich erwartet hatte: Sonne. Also, Skiunterwäsche wieder aus, Sonnencreme (sponsored by Nico) drauf und ab durch den Schnee. Ja, 20 Grad und Schnee.
So ging es dann bis auf 2400 Meter zur "Laguna El Morado" einem Gletschersee am Fuße des gleichnamigen Gletschers.
Hier verbrachten wir 2 Std. mit Fotos, Schneebällen, (obligatorischem [Oster-]Ei) essen und der Suche nach dem perfekten Sitzstein. Nico hat sich damit nicht zufrieden gegeben, für ihn musste es ein "Premium Komfort Stein" sein. (Bild folgt)
Als die Horden der anderen Wanderer zu aufdringlich wurden, haben wir uns im TShirt auf den Rückweg durch die mittlerweile von Schneeschmelzwasser durchweichte Landschaft gemacht.
(man beachte die über-bekleideten Wandersleut im Hintergrund)
Als Beweis, dass wir dank gesunder Ernährung allen Widrigkeiten trotzden konnte:
Den einzigen Bus, der genau einmal am Tag nach Santiago fährt, haben neben uns noch gefühlte Hundertschaften an Bagpackern aufgesucht. Ich als Ex-Zivi frage mich, wie man mit dem Gepäck laufen konnte. Im Bus war dafür auf jeden Fall ein Platz mehr, so dass diese auf das Dach des Busses verfrachtet werden musste. Auf dem Weg nach Santiago erfuhren wir dann, was "am Abgrund fahren" bedeutet. Schaute man rechts aus dem Fenster, sah man noch ca. 20 cm Straße, dann 50 Meter tief nichts. Dann Fluss. Beeindruckend, aber ich bin froh, dass die EVAG-Busse in der Heimat langweiligere Strecken fahren.
Wusstet ihr, dass man mit einem Bus auch Flussdurchquerungen ála Landrover durchführen kann? Jetzt weiß ich es...
Aber, wir sind ja gut angekommen, der Sonntag stand im Zeichen der Hausarbeit und dem abendlichen Candle-light Dinner mit Nico und Patrick.
Und schon war das Wochenende vorbei, der Montag da und nur noch 5 Wochen bis zum Tag des Abfluges `gen Heimat vor mir.