Donnerstag, 17. März 2011
Ziel des Aufenthalts erfüllt!
Buenos Dias señoras y señores,

am heutigen Tage habe ich das erklärte Ziel meines Aufenthalts in Chile erreicht: Erdbeeben mitbekommen.
Ok, es ist nicht das, was man hier unter ernsthaftem Erdbeeben (Terremoto) versteht, sondern eher ein Erdbeebchen (Temblorito). Aber es hat zumindest gereicht, die Pflanzen im Büro zum Wackeln zu bringen. Die letzten 3, von denen mir immer am nächsten Tag erzählt wurde, hab ich irgendwie verpasst.
Und kaum reden wird über das, was ich gestern mal wieder verpasst habe, fängt es an. Wahnsinn... 3 Sekunden.

Dann kann ich ja eigentlich nach Hause fliegen, oder?

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Dienstag, 15. März 2011
Die 2. Woche
Wunderschönen guten Abend allerseits!

Ja, die 2. Woche steht bei mir ganz im Zeichen der langsamen Eingewöhnung. Ich kann mich mittlerweile genau so brutal in die Ubahn werfen wie die Einheimischen, ignoriere genau so gekonnt rote Ampeln und erkenne mittlerweile sogar fast, warum wer hier wann hupt.

Freitag sind Paddy und ich aufgebrochen, uns hier offiziell als Ausländer zu registrieren und den entsprechenden Ausweis abzuholen. Die ganze Prozedur hat 3 Stunden gedauert und uns quer durch das Stattzentrum geführt. Also ist hier alles fast wie in Deutschland, nur leider Chileno-Spanisch und ohne Wegbeschreibung. Zum Glück gibts hier ja hilfsbereite Carabineros (Polizisten) die an fast jeder Straßenecke zu finden sind und sich eigentlich auch gut auskennen.
Interessant an der ganzen Geschichte war unter anderem, dass man zwar den Daumenabdruck für den Computer digital abgenommen bekommt, aber danach direkt weitergeht um sich ALLE Finger mit fettiger Fingerabdrucktinte beschmieren zu lassen. Sinn? - verfehlt...
Die Ausweiskopien, die wir anfertigen mussten, waren natürlich nicht gut genug und der Einreisestempel in unserem Pass nicht lesbar. Also haben die Damen doch alles noch mal kopiert. Meine Sachbearbeiterin ist mit meinem Ausweis dafür wortlos 15 Minuten verschwunden. Tolles Gefühl - sprachlich kaum lebensfähig, ohne Pass in einem chilenischen Verwaltungstempel zu hocken. Aber ich hab meine Identität zum Glück wiederbekommen.Ich bin ja mal gespannt, ob der nächste Woche wirklich schon da ist, der Ausweis.
Abends gab es dann die chilenische Andrea Berg oder Helene Fischer bei mir um die Ecke auf die Ohren. Mitten auf dem Plaza de Armas (Zentraler Platz) stand die Bühne und die Dame hat das Soundsystem zum Pfeiffen gebracht. Nein, nicht sie priff aus dem letzten Loch sondern die Technik. Nichtsdestotrotz sind die Chilenen hier nahezu ausgeflippt. Wahnsinn - und das, obwohl fast alles gleich klang.

Mein Highlight war dieses Wochenende, genau gesagt der Sonntag (der seinem Namen alle Ehre gemacht hat) Traumhaftes Wetter, sag ich euch. Klarer Himmel und angenehme 26°. Abends dann Geschäftsessen mit einem Geschäftspartner und Christian. Der Geschäftspartner (Holländer, der In Spanien lebt, fließend Deutsch, Spanisch, Holländisch und Englisch spricht) war echt gut drauf. Natürlich ein Meister des Tiefstapelns. Sein Deutsch sei nicht gut.... Ne, is kla! Ich musste den Akzent förmlich suchen und über den ganzen Abend fehlten ihm 3 Wörter....aber gaaaannzzz mittelmäßiges Deutsch. Da hab ich in Essen von Staatsbürgern x-ter Generation aber schon wesentlich unappetitlichere Sprachauswüchse miterleben dürfen.

Heute dann mal wieder ein Besuch in einer Werkstatt. Leider musste die Werkstattbesichtigung ohne mich stattfinden. Ich hätte wirklich meine Sicherheitsschuhe mitnehmen müssen. Ich hätte sie heute wieder einmal gut gebrauchen können.

FS Chile hat einen neuen Dienstwagen. VW Amarok. Der unnötigste VW, den man in einer Großstatt fahren kann - einen Pick-Up. Blattfedern im Fahrwerk hinten bedeuten lustiges Hoppeln bei den zahlreichen Unebenheiten hier, die Höhe von insg. über 185 cm (wegen Stahlrohrramen auf der Ladefläche), einem Wendekreis von über 13 Metern, Länge von 530 cm und Breite von 2 Metern machen Fahrten durch und in Tiefgaragen zu einem Nervenkitzel. In die Firmentiefgarage passt er so gerade eben hinein. Wenn keine Deckenlampe im Weg ist.... Und leicht ist er... leer 2 Tonnen.

Sonst noch was spannendes? Nein, eigentlich nicht.

Doch!

Auch am Sonntag hat sich irgendwer hier gedacht, die Internet- und Funkzeit einfach mal um eine Stunde zurück zu stellen. Keiner weiß warum, Zeitumstellung kommt noch. Kein Bericht auf den Zeitungstitelblättern, nur ein paar Millionen fast verwirrte Chilenen, die das aber auch nicht so spannend finden, weils ja Sonntag war.
Ich persönlich möchte an dieser Stelle meiner Armbanduhr und meiner Mikrowelle hier danken. Die lassen sich nicht so einfach beeinflussen und haben mir gezeigt, was die Stunde geschlagen hat.

Apropos Stunde. Zeit fürs Bett. Also...hab ich jetzt so beschlossen. Der nächste Beitrag enhält dann auch wieder Fotos. Vielleicht zeig ich euch mal meine Wohnung oder meine Nachbarschaft?

Grüße aus dem mittlerweile grauem aber noch angenehm temperierten Santiago,
Marcel

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Freitag, 11. März 2011
Die 1. Woche
Hallo Ihr, die sich auf meinen Blog verirrt haben.

Die erste Woche hier am anderen Ende der Welt ist vorbei.
Eine Woche voll Sonne und einem Tagestemperaturdurchschnitt von 28° C.

Fangen wir am Anfang an. Der Flug:
Er war lang, das Essen war leider etwas knapp bemessen und grade eben so warm, dass man nicht mit der Zunge festfriert. Und dann die ganzen Leute im Flugzeug, die spanisch sprechen.Aber der Notausgangsplatz war zumindest zum Schlafen ganz in Ordnung.
Landung kurz, sanft und schmerzlos, die Kurbulenzchen über Chile waren locker auszuhalten und gut, um wach zu werden.

Am Flughafen nett empfangen, wenn auch schon wieder auf Spanisch... scheint hier verbreitet zu sein.
Dann erst kurz zur Firma gefahren (die durch das Erdbeben letztes Jahr ziemlich angeknakst war und renoviert wird) und dann mit nem anderen Wagen durch die Stadt zur Wohnung, wobei ich 3 Beobachtungen gemacht habe
1. Beobachtung: Chilenen sprechen gar kein Spanisch.
Sie nuscheln und singen es.
2. Beobachtung: das Wichtigste am Auto in Chile ist die Hupe. Unfall auf einer Kreuzung - es geht vorran wie im Feierabendverkehr auf der Ruhrallee. Einer beginnt zu hupen und alle machen mit. Welch Spaß... komischer Weise wurde es dadurch nicht besser...
3. Beobachtung: In einer 5 Mio. Einwohnerstadt fahren überflüssig viele Menschen überflüssig vermackte und große Autos in überflüssig ungleichmäßiger Weise.

Angekommen am Appartmentblock stellt sich das nächste Problem. Dem mich mit chilenischen unverständlicher Beständigkeit zubrabbelnden alten Empfangsmenschen erklären, dass die Firma Ferrostaal ein Appartment für mich, Marcel Hüsken, gemietet hat und der Schlüssel am Empfang auf mich wartet. "No está acá...eres seguro que esto es nuestro departamento?"
- Geil, und jetzt...??
Ende der Geschichte: da war jemand mit dem Schlüssel im Appartment, der noch was einrichten musste und darum war der Schlüssel nicht an der Rezeption. Wusste nur außer dem Schlüssel und dem Typen keiner. Fall gelöst - Komissar Zufall (oder Herzanfall)
Kurzer Nachmittagsschlaf, Stadtteil erkunden (unfreiwillig viel länger als erwartet), Geld wechseln, etwas essen und einkaufen, damit zumindest der nächste Tag überlebt werden konnte. Duschen und schlafen! Tag 1. vorbei.

Gemäß der deutschen/Hüskenschen Gründlichkeit musste ich dann am nächsten Tag erst einmal durchsaugen, wischen (was durch den hohen Kalkgehalt im Wasser eigentlich sinnfrei ist), Koffer ausräumen und spühlen (auch fast sinnfrei, wenn man nicht sofort nachpoliert). Wieder duschen. Scheiß Hitze...
Dann mal das Internet in Gang bringen, wieder raus und ne Metrokarte kaufen, mit Paddy zum Mittagessen und am Versuch scheitern, Geld abzuheben.
zur Beobachtung 1 vom Vortag: Es gibt auch Leute, die fast verständlich sprechen... wenn das nur kein Spanisch wäre...
zur Beobachtung 2 v. V: bestätigt.

Nächster Tag, Internet läuft, Deutsche Bank beschäftigen (Geldabholen klappt nur mit freigeschalteter Karte... merkt man beim Verein aber immer erst, wenn der Kunde ohne Geld im Ausland steht...also bitte, freischalten und schon klappts) An die Hitze gewöhnt man sich mit genug Wasser.

Samstag Morgen, schon der erste Ausflug nach Valparaíso.



Übersetzt so viel wie "paradiesisches Tal" heißen soll. Ists nicht. Es war mal eines, als die Schifffahr noch boomte dort. aber Anfang des 20. Jahrhunderts war Schluss, alles verfällt immer mehr, riesen Arbeitslosigkeit.



Interessant sind nur die alten "Ascensores" (Schrägseil-Aufzüge).



Und alt heißt hier alt, teilweise über 100 Jahre alt.



Fast überall ist es hier potenziell gefährlich. Zumindest, wenn es aussieht, als würde es was zu holen geben. Man muss sich hier eigenltich weniger Angst um seine Gesundheit machen, auch während eines evtl. Überfalls. Solange man nicht den Helden spielt passiert kaum einem was.
Wir haben es uns einfach gemacht. Kamera und Handy nach Möglichkeit in der Tasche haben, keine Rucksäcke, die man dann noch schön als Touri-Bauch trägt, etwas Bargeld und das wars. Keiner sieht etwas, das man "brauchen" könnte. So sinkt das Risiko erheblich.



Am zweiten Tag dann alles noch mal mit deutschem Guide und ordentlich Erklärung. Der Ami in unserer Gruppe hat quasi danach geschrien, beklaut zu werden. Aber das Glück war mit den, die unbedarft sind.

Richtig interessant war der Besuch im Marinemuseum.



Eine Flut von Informationen, die man kaum alle erfassen konnte. Über Chiles Vergangenheit, die Kriege, die Helden (nach denen hier viele Plätze und Straßen benannt sind) und die Marine. Ziemlich interessant (zugegeben, wenn man sich dafür interessiert ;-) )

Abends dann zum Busbahnhof... Um 18:20 wollten wir ein Ticket kaufen und sofort los, um um 10 zu Hause zu sein. Der nächste freie Bus war der um 21:35. Das sind also die "leichten Engpässe" die am Sonntag Abend auftreten sollten.



Wie die Amis wohl nach Santiago gekommen sind? Sie wollten um halb 8 am Bahnhof sein....
Da die Ubahn hier Sonntags schon um kurz nach 10 schließt, durften wir auch unsere 1. Taxifahrt genießen. Schnell und doch ziemlich günstig.

Montag der erste Arbeitstag...
Und natürlich habe ich nicht gearbeitet. Erstmal wurde ich allen vorgestellt und umgekehrt. Und natürlich konnte ich mir nicht mal die Hälfte der Namen merken... Und die sprechen hier überflüssiger Weise auch noch alle Spanisch.
Aber so sind alle ganz nett, ich bin im Bereich MR (Schienenfahrzeuge) gelandet. Das hilft, zumindest die Namen sind schonmal bekannt gewesen.

Dienstag: Besuch in der Kupfermine um Rancagua
Passkontrolle nach 1,5 Std. Fahrt (hier übrigens mautpflichtig) und schon waren wir mit dem VW Amarok auf den Straßen durch die Berge unterwegs.
Sehr imposant die ganze Sache, weil einfach riesig und schier unendlich. Immer mal wieder Säuretankwagen, die man nur ab und zu überholen kann. Bergauf...Bergab...Berg...
Aber dann, kurz vor der Werkstatt, diese Aussicht.. So viel nichts



und doch so viele kleine Werkstätten, unten im Tal ein "crusher" (zum Zerkleinern der abgebauten Gesteinsbrocken), den ich leider nicht vernünftig ablichten konnte.
Nach 2 Stunden Aufenthalt hatte man dann die Gewissheit, dass der Kupferabbau eine ziemlich gesundheitsschädliche Sache ist. Die Zunge hat sich angefühlt, als hätte man zu lange an einer Zitrone gelutscht. Das ist die Säure, die wir in den LKW überholt hatten, die dann bei der Verarbeitung in die Luft gelangt. Sowas atmen die Leute hier tagtäglich ein. Gesund ist anders...

Und bis jetzt ist noch nicht viel mehr passiert. Etwas Einkaufen, da man jetzt schon weiß, wo man was bekommt, ist das mittlerweile schnell erledigt, schlafen, 2 mal Training und nach Hause telefonieren.

Fragen? Dann her damit, ich wollte nur mal schnell einen groben Überblick geben und zeigen, dass ich noch am Leben bin.

Mein Bild der Woche:



Das Chaos der Stromkabel in ValPo lässt sich super auf meine Eindrücke hier ummünzen. Chaotisch, aber irgendwie wird das schon gehen. Hat bisherja auch immer funktioniert...
Da auch, trotz offener Drähte an Hausfassaden, offenen Laternen oder einfach in Kopfhöhe hängenden Starkstromleitungen.
Passiert schon nix... ist noch nie was passiert...

Best regards from Chili,
Marcel

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