Montag, 30. Mai 2011
Ende...
So Leute,

es ist so weit, 3 Monate sind rum.
3 Monate, die zwar zwischenzeitlich endlos schienen, im Rückblick aber kaum als eine solch ordentliche Zeitspanne zu erkennen sind.
3 Monate voll von Reisen, Eindrücken und Erfahrungen. Erfahrungen mit anderen Kulturen, Sprachen und einem Land, das in der Summe meinem Heimatland gar nicht sooo unähnlich ist. Was die Deutschen in Europa sind die Chilenen wohl in Süd-/Mittelamerika.

Der Abschied aus dem Unternehmen war alles andere als leicht, nie hätte ich erwartet, vollkommen Fremde in 3 Monaten als so vertraut anzusehen.
Was hat man mir als Andenken mitgegeben? Natürlich - ein Trikot der Nationalmannschaft Chiles. Fehlt noch das der Deutschen ;-P

Jetzt sind die Koffer gepackt (unter anderem mit 10 Kilo Mitbringseln) und die Wohnung für den nächsten Mieter bereit (sauberer als vorher, aber habt ihr etwas anderes von mir erwartet?). Ich für meinen Teil warte nur noch darauf, endlich müde zu werden.

Mal sehen, ob ich morgen ausreisen darf. Es gibt da meines Erachtens eine Unstimmigkeit mit meinen Ein- und Ausreisepapieren. Ich bin seiner Zeit zwar aus Argentinien eingereist, aber vorher nicht aus Chile ausgereist (sagen die Zettel). Mal sehen....

Eine letzte Impression meiner Bude, kurz vor der Abreise. Wer findet den Fehler?



Drücken wir die Daumen, dass die Reise einigermaßen glatt läuft. Zumindest glatter als die Sitzplatzreservierung. 5 Minuten nach dem es erstmal möglich war, waren leider alle Notausgangs-Plätze schon weg. Also heißt es für die beiden Sitzriesen Kopf zwischen die Knie und - anschnallen nicht vergessen!

I'll be back soon, Germany. Good old Germany...

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Dienstag, 24. Mai 2011
Por fin - angepasst...
Nach dem ich mich langsam aber sicher den chilenischen Gepflogenheiten unterworfen habe, wollte ich das ganze doch auch mal auf die zeitliche Nähe meiner Reiseberichte zu deren behandelten Reisen übertragen. Und so kommt es, dass dieser Bericht das dritt-letzte Wochenende erst jetzt behandelt. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste.

Also, fall ich doch direkt mal mit der Tür ins Haus.

Wir 3 haben uns aufgemacht zur letzten großen und gemeinsamen Reise im Land der "unmöglichen Geografie". Es ging erst mit dem Flugzeug nach Calama el Loa, einem Flugplatz mitten in der Wüste.



Da die Reiseführer sich, berechtigter Weise, einig sind, dass Calama keine Touristenstadt ist, wurde nur kurz eingekauft und dann ging es mit dem miesesten Bus, in dem wir bisher in der Reisebusklasse am Straßenverkehr teilnehmen durften, weiter nach San Pedro de Atacama.



Erst da wurde mir dann auch bewusst, was man unter Wüste versteht. Soetwas sieht man als Mitteleuropäer nun auch nicht alle Tage:



Nach einem kurzen Gang durch die staubigen und auf Grund der Straßenoberfläche (oder war es schon Unterfläche?) verkehrsberuhigenden Straßen wurde zunächst einmal unser Hostal angesteuert. War ein echt nettes Plätzchen, mit Feuerstelle, diversen Duschen und Hängematten. Für eine Wüstenstadt passend verfügte dieses Hostal auch über Solarkollektoren, die das Duschwasser vorwärmten.



Nachdem wir unser zweckmäßiges Dreibettzimmer bezogen hatten (also jeder sein Bett mit Kleidung überhäuft hatte) ging es weiter auf der Suche nach einem Veranstalter für die drei geplanten Touren. Orientierung war diesmal nicht ganz so einfach, weil einfach alles gleich aussah. Kleine, steinige Häuschen, Holzschilder an den Läden und alles voll mit rotem Staub. Nachdem wir eine Agentur einfach nicht gefunden haben und uns eine weitere an die Konkurrenz verwiesen hatte, wurde dann ein 3er Paket zusammengestellt. Noch am gleichen Nachmittag ging es zum "Salar de Atacama" - der Salzebene vor San Pedro. Gespeist durch unterirdischee Wasserläufe verdunstet das stark mineralisierte Wasser an der Oberfläche und die Salzebene formt sich so ständig weiter, die getrockneten Mineralien an der Wasseroberfläche bilden eine interessante und schroffe Oberfläche.





Hier leben im Übrigen auch Flamingos (4 verschiedene) die wir aber auf Grund der großen Entfernung zu ihnen nicht allzu gut fotografieren konnten. Der später folgende Sonnenuntergang hingegen ließ sich leicht und effektvoll ablichten.



Sobal die Sonne verschwunden war, wurde es wüstentypisch sehr schnell frischer. Tagsüber kratzten wir in der Sonne an der 30 Grad Marke, über Nacht waren es knappe 10, eher weniger.
Gegen 19 Uhr zurück in San Pedro hieß es dann Körperpflege betreiben, Essen gehen und anschließend mit einem Bierchen an das wärmende Lagerfeuer setzen.



Überhaupt ist dieser Ort ein Traum für jeden Pyromanen: Jedes Restaurant bietet seinen Gästen mindestens einen offenen Kamin, eher aber den als typisch südamerikanisch erwartete Hinterhof - Patio - in dem ein offens Feuer für Wärme sorgt. In unserem Fall hatten wir im zuvor angesprochenen Restaurant das Glück, von einer einheimischen Band bespaßt zu werden. Musik wie zu Weihnachten auf der Kettwiger Straße, nur irgendwie authentischer und passender. Da die nächste Attraktion am nächsten Morgen zum Aufstehen um halb 4 Uhr zwang, entschlossen wir uns dann, um kurz nach 23 Uhr doch, stinkend wie ein Räuchermännchen den Weg ins Bett anzutreten. Die beiden Jungs haben (wie immer) beneidenswert gut geschlafen. Für mich waren nur zweieinhalb Stunden Schlaf drin, den Rest der Zeit habe ich mit der Kontrolle der Uhrzeit verbracht, um ja nicht den Abfahrtszeitpunkt zu verpassen....

... endlich klingelt der Wecker meiner Uhr, auf ins Bad, anziehen. Anziehen und zwar nicht zu knapp, schließlich warten die Tatio Geysire auf uns. Auf über 4200 Metern Höhe, in Sauerstoffarmer Luft und mit -10°C Lufttemperatur. Schnell noch ein paar Brote geschmiert und dann ging es mit dem Touribus auf in Richtung Ziel. Den Weg dorthin haben die beiden Kollegen natürlich wieder geschlafen, und ich - wie sollte es anders sein - kann dies nicht von mir behaupten. Angekommen ist die erste Erkenntnis: dünne Luft!!
Darauf folgt der Wunsch zu Atmen und sich möglichst nicht oder langsam zu bewegen. 5 Schritte zügig gelaufen, einen kleinen Wasserlauf "überhüpft" und schon ringt man nach Luft. So also fühlt es sich an, wenn man 80 und/oder übergewichtig ist. Ich lege mir in meinem Kopf schonmal meinen Trainingsplan für die Zeit nach der Heimreise zurecht.

Der Gedanke verfliegt angesichts der Geysire allerdings schnell.





Kurzinformation: Es gibt auf dem drittgrößten Geysirfeld der Welt ca. 25 Geysire. Diese sind in 3 verschiedene Arten zu unterteilen: solche, die keine Geysire im eigentlichen Sinne mehr sind, sondern eher heiße Quellen. Hier sprudelt das bei 85°C kochende Wasser (höhenbedingt) langsam aus dem Loch im Boden. Des weiteren existieren die typischen Geysire, die ihre Fontäne intervallartig auswerfen und solche, die dauerhaft große Dampfmengen ausstoßen. Alle von uns gesehenen Geysire gehören der ungiftigen Kategorie an. Die gefährlicheren sind sauer oder durch andere Inhaltsstoffe nicht zum touristischen "Genuss" geeignet. Zu solchen Genüssen zählt, sich in den Rauchkegel eines Gysirs zu stellen. Lecker vor allem deshalb, weil er nach faulen Eiern riecht.



Nach dem Sonnenaufgang gab es dann ein kleines Frühstück, das unter anderem auch aus - apropos Eier- gekochten Eiern bestand. Jaja, ich weiß. "Wie langweilig". Aber diese wurden im Geysir gekocht. Wenn das nicht coole Eier waren, was dann?



Um es den Eiern gleich zu tun, ließen sich sich die beiden Schlafmützen - wie oben schon gesehen - noch in ein warmes Bad nieder, worauf ich diesmal verzichtete um noch weitere Geysire anzusehen.



Auf der Rückfahrt über einige Dörfer in mitten der Wüste kamen wir noch in den Genuss, Lamaspieß zu essen - welch leckeres Tier... Auch dann noch, wenn man es 5 Minuten später in freier Wildbahn in seiner Herde durch die Gegend laufen sieht oder im Ort an der Ecke stehen.
Vor dem Grill:



Auf dem Grill:



Mittlerweile sind wir wieder bei 30°CAußentemperatur und praller Sonne angekommen und die Siesta nach der Rückkehr wird in der Hängematte verbracht. Hier trifft man dann auch noch ein paar andere Ausländer. Wahre Exoten - Bayerinnen.



Der nächste Trip geht ins "Valle de Luna" - das Tal des Mondes. Vorher noch einen kurzen Abstecher ins "Valle de la Muerte" - das Tal des Todes. Hinweis: Es hat hier das letzte mal im Januar geregnet. Davor? Ein gutes Jahrzehnt nichts.



Zwei Geschichten über den Ursprung des Namens gibts nach meiner Rückkehr.



Auch wenn wir uns vom "Farbenspiel" beim Sonnenuntergang mehr erhofft hatten war es doch nett anzusehen. Ob man dafür allerdings die 200 Meterdüne durch den Sand hochlaufen muss - der Sonnenuntergang auf Texel ist einfacher und farbenfroher. Und vor allem hat man dort selten 50 überdrehte mitt-pubertäre Mädels, die unter Schreien und Kreischen auf Teufel komm raus Fotos machen und natürlich jedes einzelne anzählen MÜSSEN!
Wie wird man sie los? Man geht auf ihren Wunsch ein, ein Foto mit den 3 Gringos zu machen... wenn das doch immer so einfach wäre..





Man hatte uns dummer Weise keine Abfahrtszeit genannt und die angeblichen Rufe sind nicht bis zu uns vorgedrungen. Folge: wir waren die letzten auf der Düne und alle anderen mussten gute 15 Minuten auf die Deutschen warten. Tja - letztendlich haben wir uns halt doch - wie der Titel schon sagt - angepasst.



Und hier wiederholt sich der Vortag: Rückkehr, duschen, das Tagesabschlussbierchen kaufen und etwas zu Essen suchen. Diesmal haben wir die Ausländer integriert und sind zusammen losgezogen. Das erste mal in der ganzen Zeit hier, die wir ohne rechtes Wissen Rotweine zum Essen bestellen und nie wirklich wussten, warum man einen Wein probieren sollte, gab es diesmal dieses "Aha-Erlebnis". Die Mädels müssen Paddy und mich für absolute Weinkenner gehalten haben und die Kellnerin wurde nervös, das Essen war lecker. Welch gelungener Abend, der wieder einmal vor dem Lagerfeuer endete. Und trotz Tagesbeginn um 03:20 blieben Nico und ich noch bis halb 12 sitzen, wurden deshalb Zeuge, wie die Schäferhunde nebenan den so-gut-wie-Vollmond anheulten.

Der nächste Morgen begann um halb 8, ganz ohne Hektik, denn Sandboarden stand erst für 9 Uhr auf dem Programm. Also gemütlich Frühstücken, Zimmer räumen, Mädels wecken. Nein, wir wollten sie nicht ärgern, sie hatten am Vorabend leichtfertig darum gebeten... selbst schuld.



Sandboarden bedeutet eigentlich nur ein: eine Düne hochlaufen,



Snowboard an die Füße schnallen 10 bis 15 Sekunden versuchen den Berg heile runter zu kommen, wieder hoch laufen.



Es hat Spaß gemacht, nicht zuletzt wegen Nicos fantastischem Abflug.



Aber eins ist klar: Skifahren ist definitiv die elegantere Art, den Berg hinter sich zu lassen. Aber zum lernen ist Sandboarden in sofern ok, als dass man nicht zum Geschoss wird, wenn es schief geht. Zudem ist Sand weicher als Piste. Allerdings ist es durch 5 Kilo Sand auf dem Board nicht zwangsläufig leichter, das Brett zu wenden (was mir deshalb auch nur ein mal gelungen ist). Aber insgesamt hatten wir einige Stunden Spaß, uns sportlich betätigt und ein gutes Abschlussfoto:



Zurück im Hostal noch einmal den Sand abgeduscht und mal wieder Lama essen gewesen. Mit dem (diesmal nicht zu beanstandenden) Bus zurück nach Calama, hier noch 5 Stunden durch die Stadt getrödelt (und ja, die Reiseführer haben recht - sehenswert ist anders).
Auf zum Flughäfchen, in den Flieger, in Santiago festgestellt, dass die Luft in San Pedro wirklich deutlich klarer (wenn auch dünner) war und um 01:25 in dem heimischen vier Wänden angekommen. Sieben Stunden später sitze ich wieder auf der Arbeit - es ist Dienstag, die vorletzte Woche hat begonnen.

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Sonntag, 8. Mai 2011
Pucon Pt.1 oder: Flipper, Flipper...
Guten Tag meine Damen und Herren,

So, der letzte Monat ist angebrochen, es geht mit großen Schritten dem Ende entgegen.

Das letzte Wochenende liegt zwar schon einige Tage zurück, aber ich bin in dieser Wochen nicht dazu gekommen zu schreiben und Fotos hoch zuladen (miserable Internetverbindung). Darum heute ein neuer Ansatz. Nico und ich haben uns an diesem Wochenende auf den 10 Stunden Weg nach Pucon gemacht. Mal wieder eine Nachtfahrt im Bus, diesmal allerdings vorne im Doppeldeckerbus, das bedeutet Beinfreiheit. Diesmal hatte dieses Erlebnis aber auch wieder einen kleinen Schönheitsfehler: Der Film „A-Team“. Nicht der Film an sich – der hat niemanden sonderlich interessiert – sondern eher, dass der Ton nicht über die Kopfhörerausgänge, sondern über die Bordlautsprecher wiedergegeben wurde. Hijo de...wir wollen schlafen?!
Nach dem Film war aber dann Schluss und - BAP sei Dank! – bekam ich schon die 2. Hälfte des Films nicht mehr mit. Schlafend vergehen auch 10 Stunden Busfahrt recht schnell und ich hatte auf keiner Fahrt besser geschlafen bisher. Also hieß es um 8 Uhr – Pucon, preparate!
Um keine Zeit zu verlieren haben wir direkt das vom Patrick empfohlene Hostal aufgesucht.

EINSCHUB – HOSTAL ist richtig, es ist eben die chilenische Version von „Hostel“. Zur Richtigstellung nach Beschwerdeeingang.

In diesem Hostal hatte Patrick nach seinem Vulkanaufstieg seiner Zeit noch Sachen liegen, die es abzuholen gab. Nebenbei haben wir uns dann vor Ort auch noch direkt ein Zimmer abgefischt. Natürlich waren wir die einzigen Gäste des niedlichen, komplett aus Holz gebauten Hostals, denn hier ist derzeit absolute Nebensaison.
Hier das "Wohnzimmer" oder der "Eingangsbereich"



Hier ein Ausschnitt unseres Zimmers



Rucksäcke abgeliefert und ab in die Stadt... naja...das Städtchen. Echt ein schickes Stadtbild, hat ein wenig was von amerikanischer Holzfällerkleinstadt in Alaska. Hier ein Bild vom "Stadtrand"



Die uns von Patrick empfohlene Touristikagentur war aber um 9 Uhr noch geschlossen. Nicht so verwunderlich, auch wenn alle anderen schon geöffnet hatten. Also erstmal eine andere Agentur aufgesucht, die Nicos „lonely planet“ empfahl. Hier haben wir uns für den Nachmittag die Aktivität „Hydrospeed“ ausgesucht, für den Abend stand dann schnell „Termas Los Pozones“ fest. Also heiße Quellen.

Da unsere Zielorganisation, die wir für den nächsten Tag zur Vulkanbesteigung empfohlen bekommen hatten, noch immer geschlossen war, entschieden wir uns erstmal für ein Frühstück. Wir bekamen etwas anderes als ich erwart hatte. Statt kleinem Rührei, Weißbrot und übersüßter Marmelade gab es ein Omelette aus Ei, Käse und Schinken bestehend und gut 800 Gramm auf den Teller bringend. Dazu richtig leckeres Brot, Obstsalat und leckere Blaubeermarmelade. Bis zum Nachmittag war damit die Energiezufuhr gesichert.
Um kurz vor zwei sollten wir wieder an der Touriagentur sein, also schnell ab ins Hostal, kurz Füße hochlegen und Badehose an. Befremdliches Gefühl, bei 12 °C Außentemperatur im 16°C „warmen“ Zimmer Badehosen anzuziehen und nur ein Handtuch einzupacken. Aber wir sind ja noch jung...

Auf dem Weg zur Agentur noch an dieser Straße vorbei:



Schonmal eine kurze Einführung in Hydrospeed - eine Art Rafting ohne Boot.
Genauer: Hierbei stülpt man sich Ganzkörperkondom (Neoprenanzug – Verhütungswirkung nicht erprobt, aber meiner hatte definitiv Löcher!), Neoprensocken, Flossen, Schwimmweste und Helm an, legt sich auf eine Art dickes Schwimmbrett mit Vertiefungen für die Arme und schmeißt sich einfach so in den 6°C frischen Fluss.

An der Touriagentur wurden wir dann aufgesammelt und zu einer Hütte in der Pampa gefahren, wo wir die Neoprena und den Rest der Ausrüstung abholen sollten. Und was stand da auf dem Boot, dass wir mitnehmen sollten? „Pucontour.cl“. Wie bitte? Genau das war die Agentur, die uns Patrick empfohlen hatte. So stellte sich nach einem kurzen Gespräch mit dem Eigentümer heraus, es gab zu wenig Kunden (ich erinnere an die Nebensaison) und darum wurde der eigene Laden kurzerhand geschlossen und die Dienstleistung an andere Agenturen verkauft. Also schon einmal durchblicken lassen, dass wir den Vulkan für den nächsten geplant hatten. Nun auf zum Anlegeplatz am Fluss, hinein in die Verkleidung und rein ins glasklare Wasser. HALT... sind Bergflüsse nicht meist kalt.. hatte mein Neopren nicht Löcher? .... aah ja, genau da...und genau, die Socken waren auch nicht ganz dicht...richtig, Handschuhe hab ich auch nicht. Es folgte eine kurze Einweisung durch unseren Guide, dann ging es los durch den Fluss. Auf dem Weg kamen wir durch die ein oder andere Stromschnelle, das ein oder andere mal machte unser Knie Bekanntschaft mit einem Stein, weil das Wasser nicht immer tief genug war. Zwischendurch gab der erste auf, er spürte seine Füße und Hände nicht mehr. Ich mittlerweile auch nicht mehr - aber nicht daran denken.

Im Wasser, zwischen zwei Stromschnellen, haben wir dann noch einmal das Thema Vulkan angeschnitten und abgemacht, für den nächsten Tag mit Pucontours loszuziehen. Also bekamen wir das komplette Equipment gestellt, einen Trekkingrucksack gepackt und ins Hostal geliefert. Nach 2 weiteren Stromschnellen war der Spaß dann zu Ende. Beim Verlassen des Wassers merkten dann alle, dass wir die ganze Zeit unsere Arme belastet hatten. Schmerz lass nach. Zum Glück schien die Sonne recht stark und so konnten wir uns in der Sonne umziehen, trocknen und ein paar Minuten aufwärmen. Man brachte uns nach der Schuhprobe für den nächsten Tag nach Hause, wo erstmal ein halbes Stündchen dösen angesagt war. Traumhaft war’s - aber vor dem abendlichen Ausflug zu den heißen Quellen wollte der Magen noch gefüllt werden. Also auf in ein empfohlenes Restaurant und einen Haufen Tortillachips mit Käse und Bohnenpüree, danach eine vegetarische Lasagne einverleiben.

Mit vollem Bauch wieder Badehose und Handtuch geschnappt und auf zum vereinbarten Treffpunkt um mit einem Haufen Israelis im üblichen Kleinbus durch die stockdunkle Landschaft Richtung Thermen kutschiert zu werden. Vorher aber noch kurz dieses Foto vom "Playa Negra" in Pucon. Hier besteht der Sand eben aus Lavagestein.



Nach 40 Minuten Fahrt an den Thermen angekommen durften wir zunächst einmal unsere noch nassen, kalten Badehosen anziehen und dementsprechend leicht bekleidet durch die 8 Grad kalte Außenluft wandern. Auf in die erste Therme - 35 Grad, genial! Fotos hab ich leider keine, es war ja stockfinster und die Orientierungslichter reichten für Fotos kaum aus und darum sieht es jetzt weitaus weniger schön aus, als in der kalten Realität.



In diesen Becken aus Steinbrocken mit angenehm gekörnten Kiesboden dümpelt man nun unter absolut klarem Sternenhimmel durch 30 bis 40 Grad warmes Wasser und sucht sich die wärmsten Stellen aus um sich bequem dem genialen Anblick des Sternenhimmels zu widmen zu können. Diese Stellen finden sich hhäufig am Rand, in den Felsspalten. Selten hat etwas so entspannend und beeindruckend zugleich gewirkt. Das unangenehme war der Wechsel zwischen den Bädern, die mindestens 2 Minuten laufen verlangten. Also nass, angewärmt aber nicht warm durch die kalte Nacht latschen und sich den Fips abfrieren um sich dann in den nächsten Eierkocher gleiten zu lassen. (das klingt jetzt geschmeidiger als es war...). Ein Kocher hatte den Namen allerdings wirklich verdient. Mehr als 40°C waren für mehr als 5 Minuten zu viel, da meldet sich dann der Kreislauf. Also den überhitzten Körper wieder an die Luft schwingen. Diesmal war der Wechsel dann saunagleich wirklich angenehm und man konnte auch locker 5 Minuten so stehen bleiben. Gute 2,5 Stunden haben wir dieses Wechselbad der Temperaturen dann mitgemacht und im letzten Pool 45 Minuten verbracht, endlich war am Himmel dann auch eine Sternschnuppe für mich dabei...
Auf dem Bild des Weges zur Quelle hinunter erkennt man nicht viel, aber vielleicht, dass es dunkel war.



Auf dem Rückweg kamen wir mit einer der Damen ins Gespräch, die zuvor für uns zu den Israelis gehörte, jedoch durch ihre Verschwiegenheit auffiel. Jetzt wussten wir auch warum: Däninnen sprechen nicht gern Hebräisch. Aber leider um so besser Englisch. Da kommt man sich nach 2 Monaten Spanischcrashkurs doch glatt wie ein Stümper vor, wenn einem alle Worte auf Spanisch einfallen, aber auf Englisch einfach kein Grundvokabular vorhanden zu sein scheint. Und das Mädel gegenüber spricht akzentfrei und flüssig (wie es Skandinavier eben tun). Letztendlich hatten wir dann aber doch noch „some good conversation“ und die Info, dass die junge Dame am nächsten Tag ebenfalls den Vulkan besteigen wollte. Angesichts der Konkurrenz hieß es dann um Mitternacht im Hostal nur: Umziehen, Tasche für den nächsten Tag vorbereiten, schlafen.

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Pucon Pt.2 oder: Die Leiden der Jungen Deutschen
Der nächste Morgen begann viel zu früh, jedoch fiel das Aufstehen nicht so schwer wie erwartet. Sachen packen und dann wurden wir um sieben Uhr, es war noch Nacht und kein Mensch auf den Straßen, abgeholt und zum Fuß des Vulkans gefahren. Unsere Reisegruppe war inzwischen um einen Engländer und eine Slowenin reicher, dazu gesellten sich 2 Guides. Auf dem Hinweg war auf dem Gipfel des Vulkans rötlicher Schimmer im Rauch zu sehen, was deutlich werden ließ, dass dieser Vulkan noch lebt.
Wir begannen den Trip bei starkem Wind, hoch motiviert und nicht ahnend, was noch kommen würde.



Zunächst ging es entlang der sich auf Grund des starken Windes außer Betrieb befindlichen Seilbahn.



250 Meter zum Warmwerden, was auch relativ wörtlich zu nehmen ist, schließlich drang der starke Wind nicht durch 4 Lagen Oberteile, wovon eine Softshell war und eine ein bergtauglicher, wind- und wasserdichter Überwurf. Dazu noch 2 Lagen Hose, fertig war das Treibhausoutfit. Dann kurz die Kleidung um eine Lage erleichtert und die nächsten 250 Meter. Also auf XXX Metern Höhe, nach etwa dem ersten Drittel die erste richtige Frühstückspause eingelegt, in der Mittelstation der Seilbahn, die auch alle anderen Gruppen aufsuchten. Hier trafen wir auch unsere Dänin wieder, der ich dann noch einmal kurz vermitteln konnte, dass wir sie am Krater erwarten. Der Weg dorthin stellte sich jedoch später als kräftezehrend heraus.

Ab hier ging es mit Unterstützung des Eispickels weiter.



Bei 500 Höhenmetern Entfernung vom Gipfel wurden die Steigeisen unter die Schuhe gezogen (die mir und Nico mittlerweile ordentliche Probleme machten) und dem Eispickel kam eine größere Bedeutung zu.



Kurze Anweisungen, wie ab jetzt zu laufen, zu fallen und sich, nach erfolgreichem Sturz (also ohne Einatmen des Eispickels), abzubremsen wäre. Kurze Info: Man nutzt den Eispickel im Prinzip wie einen Stützstock, nicht wie James Bond. Den Pickel ins Eis/den Schnee rammen und daran hochziehen klappt nicht, sondern wird nur gemacht, wenn man im Begriff ist, abzurutschen. Es galt also die goldene Regel zu beachten: „Nicht hinfallen!“.
Klappt das nicht, hier die silberne Regel: „Wenn du fällst, benutze den Eispickel, aber niemals deine Steigeisen. Folgen: Beine und Knie brechen und dann ist der Spaß vorbei.“.
Bronzene Regel: „Verlierst du deinen Eispickel, heb‘ die Füße an und bremse wie eine Katze: mit deinen Fingern“
„But the best is to go for gold! So DON’T FALL!“
Ok, verstanden...nicht hinfallen. Ist auch keinem wirklich passiert, ins straucheln kamen wir auch kaum. Die gefühlten Kilometer an Höhe, die wir noch über Schnee und am Ende Eis wandern musste, hielten aber einige Überraschungen bereit. Also eigentlich eine, die aber mehrfach. Und zwar sah man hinter einer „Kuppe“ in der Steigung Rauch aufsteigen.



Gedanke: „Ja endlich, da ist der Krater. Nur noch 50 Meter Höhe“ Am vermeintlichen Krater angekommen stellte man dann fest, noch mehr Schnee, noch mehr Eis, kein Krater. Also weiter zur nächsten Kuppe, denn dahinter muss er sein...der Krater. Natürlich war er auch diesmal wieder nicht da. So ging das 4- oder 5-mal. Da man nicht geradeaus hoch, sondern im Zick-Zack den Hang hinaufsteigen musste vervier- oder fünffachte sich die Strecke zusätzlich. Die Letzten 200 Meter waren dann eine echte Qual, nicht nur für mich: kraftlose Beine, viel zu wenig Sauerstoff, Rückenschmerzen und dazu das Gefühl, schon offene Füße zu haben begleiteten Nico und mich. Die anderen beiden sahen jedoch nicht besser aus und auch der Guide gab zu, das Eis würde es auch für ihn schwieriger machen als sonst.
Doch irgendwie haben wir es dann noch geschafft, ordentliche Portion Erfolgsgefühle, ein genialer Ausblick, unter anderem auf einen weiteren Vulkan. Und natürlich... Schwefeldmäpfe.





Der gesunde Menschenverstand setzt einem eine natürliche Grenze, was die zulässige Nähe zum Krater angeht. Der oben gezeigte Ein-/Ausblick hat aber schon gereicht und nach einer kleinen Fotosession ging es ans Picknicken abseits der Schwefeldämpfe, die man aber trotz allem noch deutlich schmecken und spüren konnte. Aber Schwefel hin oder her, es überwog die Freude und das Gefühl: Geschafft...!



Und ein Mittags-Picknick auf 2900 Metern Höhe direkt neben einem Vulkankrater. Das macht man nun auch nicht oft.

Aber 'rauf ist immer nur die eine Hälfte des Weges.

Der Abstieg ging dann zur Abwechslung nicht auf die hintere Oberschenkelseite und den Rücken, sondern auf die Knie und Oberschenkelvorderseite. Vom wenig angenehmen Scheuern in den Schuhen mal ganz abgesehen.



Aber der Lichtblick kam nach 500 Metern Abstieg (das ging deutlich schneller als der Aufstieg, war es auch gefährlicher, weil schwerer zu kontrollieren). Als der Schnee langsam aber sicher eher wieder Schnee denn Eis wurde, durften wir uns dann endlich den Freuden des Wintersports hingeben. Schürze um, Steigeisen ab, auf den Hintern gesetzt und abwärts ging’s, gebremst durch den Eispickel, was bei mir und Nico allerdings dazu führte, dass wir eher den Berg hinab schleuderten als rutschten. Drehungen um die Längsachse in mannigfaltiger Ausführung, Schnee im Gesicht und in der Jacke. Eigentlich sau gefährlich, wenn man bedenkt, dass ich dabei ständig den Eispickel in der Hand hatte. Aber wir kamen unverletzt raus und wann immer möglich (auf ca. zwei Fünfteln des noch kommenden Weges war es gut möglich). Mittlerweile hatte ich auch begriffen, dass man eine gute und eine schlechte Bremsseite hat. Wer mit Bedacht rutschte und die „Schokoladenseite“ kannte, schaffte sichere und trotzdem zügige Abfahrten. Die Guides fuhren so eine Art Ski mit bloßen Schuhen. Wir beließen es bei der großflächigen Auflagefläche und der kleineren Gefahr zu fallen: Wer sitzt, fällt nicht mehr auf den Hintern.



Jetzt machte uns Lavagestein, an der Stelle wo wir beim Aufstieg die Frühstückspause eingelegt hatten, einen Strich durch die Rechnung und es ging die letzten 300 Meter zu Fuß weiter. Dazu Gesäßschutz ablegen, weitere 2 Kleidungsschichten ausziehen und los gings - durch Lavakiesel, die angenehm nachgaben und so einen zügigen Abstieg erlaubten.



Man rutschte schon fast „wedelnd“ abwärts, immer versucht, keinen festen Boden, sondern „weichen“ Untergrund zu erwischen, damit man auch schön nachrutschte. Jeder cm zählte.

Auf einmal stand dann unser Bus vor unserer Nase und es ging wieder ab nach Hause. Welch Wohltat, die Füße hochlegen zu dürfen.



Im Hostal dann die Rücksäcke wieder in Ausgangsbestückung versetzt und abholen lassen. Dann endlich die wohlverdiente Dusche. Und dazu auch noch die erste Dusche in einem Hostal hier, die von der ersten Minute an dauerhaft warmes Wasser lieferte.
Klamotten gepackt, Essen gegangen, ein Pläuschchen mit der Vermieterin gehalten, eine super nette Dame von 65 Jahren, mit der wir das Hostal gänzlich alleine Bewohnten. Die passende Farbe Garn und Nadeln für meinen Pulli, den ich endlich stopfen konnte, hatte sie auch. Verabschiedet und es ging auf zum Bus, die nächste Überraschung abholen:
Wir wurden von - Semi Cama, vorne, oben – auf – Semi Cama Superior, unten, hinten – verschoben. Semi Cama Superior heißt: breitere Sitze, besser gepolsterte Lehnen, etwas mehr Beinfreiheit. Unten hinten hieß leider: der Motor ist dein Nachbar. Macht nix, der Vulkan hat uns ordentlich vorbereitet, in 1 Stunde schliefen wir.
Ankunft: Montag - 07:04, Santiago – Station Universidad de Chile.
Folgend: Heimfahrt, Dusche, Arbeit. Hallo Mai!

P.S. hatte ich erwähnt, dass es in Pucon einen Bäcker namens „Rostock“ gibt, der BAUERNBROT verkauft? Am Stück! Leider hatten wir keine Kapazitäten mehr dafür. Aber erheitert hat es uns schon.

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Samstag, 7. Mai 2011
Einkaufen in Chile
Ich hoffe, im abstrebenden Deutschland wurde der arbeitgeberfreundlich ausgefallene Tag der Arbeit gut genutzt.

Hier waren am Sonntag die Supermärkte geschlossen. SCHOCK!

So plötzlich, unerwartet und unüberschaubar lang! Dazu ist es gut zu wissen, dass der gemeine Chilene zu einem seiner Hobbies zählt, mit 2 Leuten einkaufen zu gehen.
Der Spaß beginnt, wenn der Wagen zu einem Drittel mit Saftpulver und anderen Konservenköstlichkeiten gefüllt ist. Dann stellt sich einer der beiden Spieler (Spieler A) mit dem Wagen in die Schlange. In den folgenden 35 Minuten bis zur Ankunft an der Kasse geht nun Spieler B wieder in die Einkaufshölle und versucht, die vorher abgesprochenen Waren möglichst NICHT zu sammeln und stückweise zu A zu bringen. Dieser steht derweil mit dem Einkaufswagen in der Schlange und vertreibt sich die Zeit mit Nahrungsaufnahme. Das funktioniert wie folgt:

Quängelware gibt es nicht. Was man will, nimmt man, reißt es auf und isst es. Danach entweder die leere Packung bezahlen oder (für Fortgeschrittene) wieder zurück legen. Die Dame vor mir hatte sich so mal eben 700 Kalorien in Nussform zusammen mit der doppelten Tagesdosis an Salz einverleibt. Nüsse waren doch gesund, oder?!

Nach 35 Minuten "Suchen-bringen-ein Teil in den Wagen, ein Teil an die Seite legen weil nicht gewünscht-weitersuchen-Spiel ist der Wagen dann zu 80 % gefüllt. Hier beginnt dann Runde 2: Ware auf das (hoffentlich funktionierende) 60 cm lange Förderband legen. (Wer sich das jetzt vorgestellt hat, der möge bitte die Geschwindigkeit der Handlung um 80% drosseln. Danke!)

Am anderen Ende steht dann (hoffentlich) ein Tüteneinpacker um für den Einkaufswagen mindestens 20 Plastiktüten, bevorzugt doppelt betütet, zu packen. Bezahlt wird nach Angabe der – scheinbar für echte Chilenen mit der Geburt ausgestellten – „Clubkarten"-Nummer (eine Art Bonuskarte). Mit dieser erzielt man zwar irgendwie keinen erkennbaren Nutzen, vom Kaufprofil der Kunden für den Supermarkt abgesehen, kennt deren 12-stellige Nunmmer aber SELBSTVERSTÄNDLICH auswendig. Hier kennt im übrigen auch jeder seine Personalausweisnummer, Passnummer und diverse anderen Bonuskartennummern auswendig. Denn Bonuskarten sind ein weiteres Steckenpferd der Chilenen.

Der gesamte Einkauf hat jetzt gut 105 Minuten gedauert, wovon ca. 40 Minuten auf die erste Füllung des Wagens entfallen (die scheinbar zum Anstellen berechtigt und bitte unkoordiniert, unnötig umständlich und ohne nachvollziehbaren Laufweg kreuz und quer durch die gesamte Ladenausdehnung geschehen muss), 35 Minuten aufs Anstehen, 10 Minuten auf das Auflegen der Ware und weitere 10 Minuten darauf, zu warten bis der Tütenjunge alles verpackt hat.

Das alles am Montag Abend zwischen 21 und 22 Uhr. Ich würde übrigens von der Erdnussdame vorgelassen, weil ich „pocas cosas“ - also "wenig Sachen" - hätte...
Kennt ihr diese Plastikkörbe, die man wie kleine Einkaufswagen hinter sich her zieht? Er war randvoll, also hatte ich ca. 25 Dinge.

Ich muss sowas in Deutschland auch mal versuchen... „Entschuldigung, mein Wagen ist nur halb voll, würden Sie mich vorlassen?“

WELCOME TO CHILE!

P.s: die Fotos und der Bericht des vorangegangenen Wochenendes folgen im Laufe dieses Wochenendes. Freut euch: ohne Fotos sind es 4 Word-Seiten.

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Dienstag, 26. April 2011
Santiago Folge 2 (Feat. Gletscher)
An diesem hier leider nicht arbeitsfreien Ostermontag arbeite ich für euch unser Wochenende inkl. des Karfreitags auf. Arbeitstechnisch gibt es heute nicht allzu viel zu berichten. Chefin hat Urlaub, also mach sich Arbeit rar.

Aber der Donnerstag versprach ein abendliches Konzert von POD. Nunja, Versprechen sind dazu da, um gebrochen zu werden. Die Band hat sich, von allen Bandsites und Tickethändlern scheinbar unbemerkt, dazu entschlossen, das Konzert und alle weiteren in Südamerika ausfallen zu lassen, um sich lieber voll und ganz dem neuen Album widmen zu können. Dumm nur, dass wir das erst mitbekommen hatten, als wir schon vor Ort waren. Aus Langeweile sind dann folgende Metrobilder entstanden:





Ärgerlich, aber lässt sich nicht ändern und das Geld für die Tickets gibts zurück. Seltsam nur, dass weder am Veranstaltungsort, noch irgendwo anders im Voraus etwas davon zu erfahren war und wir trotzdem die einzigen vor Ort waren.... Welcome to Chile.

Freitag ging gegen Mittag (übrigens unter ergiebigem Dauerregen und bei kuschligen 10°C)



in das "Museo para la Memoria y los derechos Humanos". Hier wird auf 3 modernen Etagen die Vergangenheit Chiles vom Tag des Putsches durch Augusto Pinochet am damaligen Präsidenten Salvador Allende am 11 September des Jahres 1973 bis zum Ende der Militärdiktatur aufgearbeitet. Ausführlichst wird dabei auf den Tag des Putsches, die prekären Menschenrechstverletzungen durch Folter, Entführung und Einschüchterung sowie die Protestbewegung gegen Ende der Diktatur eingeangen. Gut gemacht und eingängig ist dies durch viele (manchmal fast zu) anschauliche Videos, Augenzeugenberichte und Anschauungsmaterial aus der Zeit. Dabei tritt man zu Anfang fast unvermittelt im 1. Stock in den Tag des Putsches, arbeitet sich durch die beklemmend dunklen Installationen zum Thema Folter. Nachdem man den zweiten Stock betreten hat, befindet man sich im Bereich, in dem die Proteste in der Mitte der 80er Jahre behandelt werden und die zunehmende Einschüchterung durch Militär und Polizei. Zum Schluss "erlöst" einen dann ein Film über Wahlkampf und den Tag der Abwahl Pinochets. Ohne es zu merken hat man so schnell 4 Std. im Museum verbracht und sich nicht einmal unglaublich genau mit allem befasst. Anschließend zurück nach Hause, der Tag war damit nach eine Pizza abgehandelt.

Samstag bestiegen wir ein Taxi und begaben uns für 30 Euro in einen Nachbarbezirk von Santiago - "San Alfonso". Schonmal versucht, in Deutschland für 30 Euro 80 Kilometer/2 Std. Taxi zu fahren?
Anzumerken ist, dass es hier nur für die Frontpassagiere Pflicht ist sich anzuschnallen. Hinten ist es nicht möglich, es gibt keine Schlösser. Also konnten/mussten Nico und ich die Sicherheitsgurte nicht anlegen, als der Nebel dichter wurde und der Taxifahrer Patrick bat, die Sicherheitsgurte wegen Polizeikontrollen anzulegen. Die würde es geben, weil sich zu viele, wegen fehlenden Sicherheitsgurten schwere, Unfälle ereignet hatten. Ja Klasse! ECHT BERUHIGEND, AMIGO! Taxifahren mit Sportauspuff ist übrigens auch so etwas aus der Kategorie - in Deutschland undenkbar. Hier scheint es hingegen zum guten Ton zu gehören, Taxen mit Sportauspuff zu fahren. Dazu Lichtleisten an allen Stellen des Autos außen und innen. Fertig ist das Santiago-Taxi.

Aber das war ja noch nicht das spektakulärste. Viel besser war ja, dass ich auf bisher bekannte "Nationalparks" eingestellt war. Sprich: Baum, Sonne, trockene Erdböden. Dem entsprechend war ich gekleidet. Gegen anfänglich fehlende Sonne ein Tshirt unter den leichten Pulli. Da dort auch die "Baños Morales" und andere Thermalquellen angesiedelt sind, hatten wir noch Badehose und Handtuch im Gepäck. Sonnencreme hab ich zu Hause gelassen (in Erwartung von Wald, durch den wir laufen würden), genau so wie die Softshelljacke, die wengistens etwas Isolation gebracht hätte. Was bekam ich?1700 Meter Höhe, 4 Grad Außentemperatur, keine Sonne, Schnee. Bommmmbastisch! Endlich wieder frieren!



Nico hat mir freundlicher Weise das Oberteil seiner zufällig mitgeführten Skiunterwäsche ausgeliehen, sodass ich die ersten 15 Minuten des ordentlich steilen Weges ohne Frostbeulen zurücklegen durfte. Dann kam das, was ich erwartet hatte: Sonne. Also, Skiunterwäsche wieder aus, Sonnencreme (sponsored by Nico) drauf und ab durch den Schnee. Ja, 20 Grad und Schnee.



So ging es dann bis auf 2400 Meter zur "Laguna El Morado" einem Gletschersee am Fuße des gleichnamigen Gletschers.



Hier verbrachten wir 2 Std. mit Fotos, Schneebällen, (obligatorischem [Oster-]Ei) essen und der Suche nach dem perfekten Sitzstein. Nico hat sich damit nicht zufrieden gegeben, für ihn musste es ein "Premium Komfort Stein" sein. (Bild folgt)

Als die Horden der anderen Wanderer zu aufdringlich wurden, haben wir uns im TShirt auf den Rückweg durch die mittlerweile von Schneeschmelzwasser durchweichte Landschaft gemacht.


(man beachte die über-bekleideten Wandersleut im Hintergrund)

Als Beweis, dass wir dank gesunder Ernährung allen Widrigkeiten trotzden konnte:



Den einzigen Bus, der genau einmal am Tag nach Santiago fährt, haben neben uns noch gefühlte Hundertschaften an Bagpackern aufgesucht. Ich als Ex-Zivi frage mich, wie man mit dem Gepäck laufen konnte. Im Bus war dafür auf jeden Fall ein Platz mehr, so dass diese auf das Dach des Busses verfrachtet werden musste. Auf dem Weg nach Santiago erfuhren wir dann, was "am Abgrund fahren" bedeutet. Schaute man rechts aus dem Fenster, sah man noch ca. 20 cm Straße, dann 50 Meter tief nichts. Dann Fluss. Beeindruckend, aber ich bin froh, dass die EVAG-Busse in der Heimat langweiligere Strecken fahren.
Wusstet ihr, dass man mit einem Bus auch Flussdurchquerungen ála Landrover durchführen kann? Jetzt weiß ich es...

Aber, wir sind ja gut angekommen, der Sonntag stand im Zeichen der Hausarbeit und dem abendlichen Candle-light Dinner mit Nico und Patrick.

Und schon war das Wochenende vorbei, der Montag da und nur noch 5 Wochen bis zum Tag des Abfluges `gen Heimat vor mir.

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Dienstag, 19. April 2011
Santiago Folge 1
Buenos dias señoras y señores,

zwei weitere Wochenenden liegen hinter mir/uns und mit ihnen das letztwöchige Bergfest, zumindest für Patrick und mich. Also auf in die 2. Halbzeit.

Die vorletzte Arbeitswoche verlief ruhig, der Höhepunkt war die spontane Einladung, den "Titanium Tower", eines der höchsten Gebäude Südamerikas, zu besuchen. In weniger als 30 Sekunden mit dem Aufzug 52 Stockwerke zurückgelegt und schon befand man sich in beträchtlicher Höhe über der Stadt. Das Architektenbüro ist durchaus Eindrucksvoll, aber beeindruckender war das, was noch kam. Der Gang auf den Heliport des Wolkenkratzers. Durch die Öffnung im Boden der Plattform steigend tat sich dann ein äußerst beeindruckender Blick über die gesamte Stadt auf. 190 Meter über den Köpfen der Passanten, zwar mit Auffanggittern und vorgelagerten Balkonen ein Stockwerk darunter und rund um den Heliport herum, aber ohne Geländer stehend sieht die Stadt schon ganz anders aus. Dann kam uns auch noch der Wind zur Hilfe der den Smog, der sich hier mit näherrückendem Winter immer dichter wird, langsam aber sicher über die Stadt hinweg und über die Berge drückte. Der Blick wurde besser und wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir noch Stunden dort oben stehen können. Absolut beeindruckend, hoffentlich ergibt sich die Gelegenheit bei noch besserem Wetter noch einmal, dann mit Kamera, damit ich euch Fotos zeigen kann.

Patrick hatte sich derweil übers letzte Wochenende nach Pucon abgesetzt, also haben Nico und ich den uns näheren Teil Santiagos an diesem Wochenende auf eigene Faust erkundet.

Zunächst einmal haben wir hier den Mercado-Central, der einen Fischmarkt beherrbergt. Imposanter Eindruck, hunderte Meter Fisch, Meeresfrüchte in einer Reihe zu sehen. Hier hab ich keine Bilder, die ich euch zeigen könnte, leider hat meine Kamera diese Bilder auf dem internen Speicher abgelegt (Karte nicht richtig drin) und ich hab das Kabel nicht hier. In 5 Wochen kommen die dann nach ;-)

Da der gesamte Boden mit Schmelzwasser bedeckt war gehe ich davon aus, dass meine Schuhe danach der Traumduft für jede Katze gewesen sein müsste. Zeit das zu testen hatten wir allerdings nicht.
Denn gleich gegenüber ist die "Estación Central" - der ehemalige Hauptbahnhof Santiagos, der allerdings wegen des zusammengebrochenen Eisenbahnnetzes irgendwann seine eigentliche Funktion nicht mehr zu erfüllen hatte. Ist jetzt soetwas wie eine Ausstellungsfläche. Die derzeit darin untergebrachte Immobilienmesse versperrte leider den freien Blick auf das interessante Gebäude.





Nach einem kurzen Abstecher über ein kleines Eckchen, dessen Namen ich vergessen habe, aber so sieht`s da aus:



Auf dem Weg durch die Stadt gings dann am Viertel "La Moneda" vorbei, dass, wie der Name schon sagt, unter anderem das Bankenviertel enthält. Dazu befindet sich hier der alte "Palacio de la Moneda" - der Palast der Münze. In diesem hatte sich der damalige Präsident Allende



kurz vor seinem Tod verschanzt, als die Puchisten um Pinochet den Palast bombardierten.



Hier ein paar Impressionen der anderen Seite des Gebäudes, unter dem mittlerweile ein Kulturzentrum angelegt wurde.



Der Wind hat uns leider keine enthusiastischere Flagge bescherrt:



Hier ein Bild aus dem unterirdischen Kulturzentrum:



Vor dem Mittagessen erklommen wir dann noch den "Cerro Santa Lucia", woraufhin sich folgender Ausblick bot:



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Nicht ansatzweise so spektakulär wie der Titanium Tower, aber eine kleine grüne Insel in der sonst lauten und nicht allzu grünen Stadt.
Und nach dem Mittagessen stand dann noch ein Gang über den Markt für Handarbeitskunst an. Viel Kitsch, noch mehr Tand aber vereinzelnd auch durchaus interessante Stücke. Kupferschmuck mit Lapislazuli (in blauer Stein, der nur in Chile oder Afghanistan vorkommt), Holzschnitzereien, Lederware (die aber teilweise eher Made in China als Elaborado en Chile zu sein schien) oder Alpackapullis gab es zu bewundern und bei Bedarf zu erstehen. Ich habe es mal beim Ansehen belassen.

Der Höhepunkt des Tages stand aber noch bevor: ein Konzert von "Chico Trujillo" http://www.myspace.com/chicotrujillo
Eine der Damen, die wir in Mendoza kennen gelernt hatten konnte über einen "Boris" noch 4 Karten organisieren. Das der Vorgang eigentlich nicht ganz koscher war und die Polizisten vor der Konzerthalle einen Blick darauf warfen, dass dieses Verbot auch niemand bräche, lassen wir jetzt mal außer Acht. Der Einlass begann um 10, die erste Band spielte um 12. Selbige haben wir leider verpasst, aber die 2., eine Ska-Reaggeton-Alt-Herrenkombo durften wir bewundern,



bevor dann um halb 3 der Hauptact des Abends die Bühne betrat. Da gings dann richtig los. Die vollkommen überfüllte Halle tanzte sich in Stimmung, auch die Gringos konnten ihre Füße da nicht stillhalten. Während der Stimmungsausbrüche war fotografieren unmöglich, darum müsst ihr auch in dem Fall warten, bis ich wieder zuhause bin. Videos kann ich hier nicht hochladen.

Um kurz vor 4 am Sonntag Morgen war der Spaß dann vorbei, nachdem die Menge beim letzten Lied noch eine kleine Pogoeinlage gebracht hatte. Sehr zu meinem Vergnügen und im Gegensatz zudem, was man sonst von diesem spaßigen Geschubse kennt, gänzlich ohne Agression und trotzdem angemessen wild.
Dann schnell ein Taxi gesucht, ab nach Hause, um halb 5 betrat ich die heiligen Hallen meines Edificios und durfte um kurz vor 5 dann ins Land der Träume gleiten.

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Montag, 18. April 2011
Mendoza oder - Reise ins Ungewisse
Buenas alle miteinander,

Ein weiteres Wochenende fern der chilenischen Hauptstadt liegt hinter mir/uns. Es war das erste Wochenende, dass wir zu 3. durchlebten, Nico ist Anfang der Woche auch im zunächst noch sonnigen Santiago angekommen. Zum Wetter später mehr.

Nun, weiter mit unserem Wochenende. Wir haben uns dazu entschlossen, das gute Wetter zu nutzen und nach Mendoza in Argentinien zu fahren, damit wir nicht vor einem gesperrten Pass stehen, weil es auf 3000 Metern schon zu schneien beginnt wenn in Santiago der dringend benötigte Regen fällt.
Wir haben uns entgegen der Ratschläge in Nicos Konsulatsmerkzettels ohne Wiedereinreisegenehmigung auf den Weg gemacht, denn nichtmal das deutsche Konsulat in Santiago hatte uns sagen können, ob dies wirklich benötigt wird. Eigentlich ein Armutszeugnis, denn so ein wenig Wissen rechts und links der Vorschriften, Normformulare und Regelabläufe sollte man von den gut bezahlten Staatsmitarbeitern doch erwarten können. Um den Ausgang des Experiments vor weg zu nehmen: Ich schreibe aus Chile ;-)
Dass wir die Busfahrt 2 Tage vorher gebucht hatten und ausnahmsweise auch schon ein Hostalzimmer reserviert hatten, war, zusammen mit dem Vorhaben ein argentinisches Steak zu essen, auch schon das einzig geplante. Ab in den Bus, 3 Stunden Fahrt, 1,5 Stunden Zollaufenthalt, 3 Std. Fahrt. Der Bus war aber, angesichts dessen, was man hier so gewöhnt ist, unterdurchschnittlich. Aber die Landschaft entschädigte:







In Mendoza angekommen hatte ich dann natürlich die Adresse des Hostals nicht mehr im Kopf, Patrick auch nicht. Wir haben uns dann zumindest auf einen ungefähren Namen einigen können und nach dem üblichen Gang zur Touriinfo und der Befragung der Ortsansässigen sogar unsere Zufluchtsstätte ausfindig machen können.
Etwas chaotisch zusammengefürfelt aber herzlich, sauber und mit Flair. Infos hier, wir haben vergessen,Bilder zu machen. http://www.casapueblohostel.com/

Bettenaufteilung: Nico und ich im Ehebett (wir haben uns dann doch lieber 2 kleine Bettlaken als Decke geben lassen als uns eins zu teilen) und Patrick durfte ins „Kinderbett“ :-P

Sachen abgelegt, wieder rein nach Mendoza,



Essen suchen. Nach dem ordentlichen 450 Gramm Steak für umgerechnet 8 €,



wieder zurück zum Hostal, zunächst die Rückfahrkarten für Sonntag gekauft (und ich habe mich doch wieder zu einer Nachtfahrt hinreißen lassen, was aber im Nachhinein eine gute Idee war) und anschließend das unterwegs erstandene Entspannungsbier im Rahmen der auf dem Zimmer durchgeführten verspäteten Siesta genossen. Noch einen kurzen Abstecher in die Barmeile der Stadt und um halb 3 in den wohlverdienten Schlaf gesunken.

Am nächsten Morgen war die Nacht ab halb 7 vorbei. ES REGNET! und der Lichtschacht über meinem Kopf weckt mich - mehr oder weniger sanft.
Nachdem sich auch alle anderen Herren aus dem Bett geschält, den Körper öffentlichkeitstauglich gemacht hatten und ein mehr oder eher weniger üppiges Frühstück zu sich genommen hatten, ging es los zum wohl unorganisiertesten Tag seit langem.
Denn wir wussten: Es geht in den Park am anderen Ende der Stadt (5 km). Wie? Wie lange? Programm dort? - Überraschung! Spontan sind wir dann mit den 3 Mädels losgezogen, die wir am Abend zuvor noch beiläufig getroffen hatten. Und welche jungen Damen trifft man in Mendoza – genau: eine Münsteranerin, eine Aachenerin und eine Französin. Wo auch sonst treiben sich die Münsteraner rum, wenn nicht in einer Kleinstadt vor den Anden. Mit Nico warens dann schon zwei von der Sorte.

Irgendwann kristallisierte sich das Ziel des Ausflugs heraus: der "Cerro de la Gloria", also der "Hügel der Gloria"



– natürlich am äußersten Ende des eh schon am anderen Ende der Stadt befindlichen und ewig großen Parks.





Mein persönliches Highlight des Tages war die Abfahrt vom Hügel auf der geschlossenen Ladefläche eine Pickups, den irgendwer aus unserer Zufallsreisegruppe angehalten hatte.



Hat uns 2 Stunden Fußweg erspart und war mal wieder ein Ereignis aus der Rubrik: Dinge, die man in Deutschland nicht macht aber irgendwie mal erlebt haben sollte. Dazu zählen übrigens auch die Autos hier, die mehr aus Bastelpappe, Spachtelmasse und Rost bestehen als aus Blech. Hier ein fast noch harmloses aber schon aussagekräftiges Beispiel:



Mittagessen (um 16 Uhr), kreuz und quer durch die Stadt,



zurück zum Hostal, wieder Essen (20 Uhr) und mit dem diesmal äußerst vorzeigbaren Bus zurück. Zwei der Mädels fuhren auch noch im gleichen Bus zurück, der nächste Zufall. Die Schokokrümel in meiner Tasche weckten zwar die Aufmerksamkeit des Zollhundes, aber abgesehen von 2 Std. Wartezeit ist die Zollgeschichte recht zu verlaufen. Nachts um 3 eine Zollkontrolle auf knapp 3000 Metern Höhe - das hat man nicht alle Tage.

Wir sind wieder in Chile, haben den Einreisestempel und das deutsch-graue Wetter ist jetzt auch in Santiago angekommen.

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Donnerstag, 7. April 2011
La Serena/ Valle Elqui
Wenn man schonmal die Zeit findet, dann schreibt man doch direkt mal vom letzten Wochenende, bevor das nächste zu beschreiben ist.
Diesmal verschlug es uns nach La Serena und von dort aus direkt am ersten Tag ins Valle Elqui.



Hier wird der in Chile und Peru berühmte Pisco gebrannt. Eigentlich ist die Lage klar: der Pisco kommt aus Peru. Aber wegzudenken ist er als Nationalgetränk Chiles trotzdem nicht.

Die knapp 500 km Fahrt haben wir, wie es sich schon so oft bewährt hat, mit dem Bus zurück gelegt. Diesmal haben wir aber ordentlich auf den Putz geklopft: Semi Cama Suite. Heißt: Beinfreiheit wie in der Businessclass, Kopfkisschen, Decken, Beinauflage und noch weiter zurückstellbare Rückenlehnen. 6 Stunden Fahrt über Nacht, von denen ich gute 5 geschlafen habe, nachdem ich wusste, wohin mit meinen Gräten. Denn die Beinauflage ist nicht durchschnittsgringotauglich - sprich, meine Beine berühren das Ding nicht. Aber nichts desto trotz kann man so reisen.
In La Serena angekommen direkt den nächsten Bus genommen und eine weitere Stunde gefahren.

Erstes Frühstück eingelegt mit frischen "Brötchen" und Käse, Banane und Wasser. Alles zu unchristlicher Zeit grad im Supermarkt gekauft, voller Vorfreude auf den (überall in Chile zu findenden) Plaza de Armas gesetzt, das erste Brötchen geteilt und.... Zack, 5 Straßenhunde mit Hunger.
Danach war die Ruhe vorbei, essen mussten wir quasi auf der Flucht.
Der einzige Vorteil war der, dass wir so gezwungener Maßen direkt auf dem Weg zur Piscobrennerei "Capel" waren. Hier die Kupferdestillen:



Hier eine 30-minütige Führung mitgemacht und im Anschluss gabs dann Pisco und Pisco Sour zum probieren.
Zurück ins Örtchen und sowas wie ein Museum angesehen. Ein 150 Jahre altes Haus einer Familie, dessen Nachfahre nun Führungen durchführt. Hier ein Bett im klassischen... ääähm... französischen Stil?



Superfreundlich und mit allen Daten der Familie ausgestattet hat er uns dann die Geschichte der Familie anhand von Stücken aus der damaligen Zeit nahegebracht. Wenn auch das Museum an sich nicht übermäßig bestückt war, wars die 90 cent pro Nase wert.

Zurück in La Serena zunächst ein Hostal gesucht. Dies stellte sich im Nachhinein leider nicht als beste Alternative heraus. Zumindest waren aber die Matrazen hart, der Raum kühl, (wie leider auch das Wasser in der Dusche) und es gab Frühstück mit Brot, Marmelade, Tee/Kaffee und Saft am nächste Tag. Den Abend haben wir aber noch am Strand verbracht,



lecker Fisch und Empanadas gegessen und danach noch eine kurze Einkaufstour gestartet. Am nächsten Morgen dann das oben beschriebene Frühstück. So fällt es hier fast immer aus, allerdings fast immer mit weniger Brot als Marmelade. Da wird kein deutscher Magen von satt.

Am Sonntag gings wieder mal Naturgucken. Das Ziel war diesmal die "Isla Damas", bekannt für diverse Seevogelarten, Seelöwen, Robben und Delphine.
Zunächst im Bus über die bekannte "Ruta 5" um dann weiter über gewohnt schlechte Schotterstraßen zu brettern. Nebenbei ein Haufen Informationen durch den Guide und viel Einöde. Semi-arride Wüstengegend mit nichts als Kakteen. Aber auch das hat seinen Reiz - in Maßen...



Am Hafenörtchen angekommen ab in eine Nussschale (von uns liebevoll "Flüchtlingsboot" getauft) und dann, 30 Minuten monotonen Motorgeräuschs später, bot sich folgender Anblick, den man mit Worten schwer beschreiben kann:






Dann eine Stunde auf der eigentlichen "Isla Damas" denn die andere Insel, vor der wir die Delphine aufsuchten, hieß anders. Hab ich aber schon wieder vergessen :-P
Die Spaßvögel der Meere sind allerdings so flink, dass man kaum auf den Auslöser drücken konnte, bevor sie wieder abgetaucht waren. Die Videos, die ich leider grade nicht hochladen kann, sind hier die bessere Variante der Aufnahme. Was bleibt ist der Eindruck, den man gewinnt, wenn die Tiere 30 cm neben dem Boot herschwimmen.







Nach der Rückkehr aufs Festland ein kleines Mittagessen und zurück nach La Serena. Ab in ein schickes Strandkaffee, einen Serena Libre (Pisco mit Papayasaft - sch***e süß) und nen Kaffee getrunken und dann langsam ab zum Busbahnhof. Diese Busfahrt sollte allerdings weniger erholsam werden. 5 mal wurden Leute irgendwo ein- und ausgeladen, der Fahrer hatte die Musik so laut, als führe er einen schlecht getunten Corsa B, das Kind im hinteren Drittel quängelte vor sich hin, die Dame vor uns ließ uns alle 40 Sekunden wissen, dass sie hustenartig ausatmen kann und Schnarchen war auch durchaus bekannt. Als der Busbegleiter dann auch noch von halbwegs erträglichem Dämmerlicht auf Fensterbeleuchtung umstellte, die direkt über meinem Kopf 36 Watt geballte Neonröhrenpower auf mich losließ, war vorbei mit schlafen. Irgendwann hat man dann mal 20 Minuten am Stück hinbekommen, das aber 4 Stunden lang. Erholsam ist anders. Da sieht man mal, wie unterschiedlich 2 Reisen mit ein und dem selben Unternehmen sein können, wenn die falschen Leute an Bord sind...

In Santiago angekommen hieß es Metro-Appartment-Dusche-Metro-Arbeit... Hallo Montag, Hallo Kaffee...

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4. Arbeitswoche
Hallo Ihr extra-Chilenen,

der Montag nach dem Rückflug aus Punta Arenas ist in meiner Erinnerung kaum noch vorhanden. Ich weiß nur, dass ich von dem ganzen Kaffee leichtes Herzrasen bekommen habe... Aber zumindest bin ich wachgeblieben ;-)

Der Rest der Woche verlief nicht anders als alles andere vorher: Teilweise nichts zu tun, teilweise 10 Stunden Unterwegs. So langsam versteht man dann doch mal das ein oder andere, was die Leute hier hysterisch vor sich hinmurmeln.

Highlight: Besuch IN der Mine "El Teniente". Ist wie eine kleine Stadt im Berg. Aufzüge, Waschanlage für die Grubenfahrzeuge, Büros in den Gangenden und dazu das Wissen, dass es insgesamt über 2000 km davon gibt.
Die ganze Geschichte ist aber sehr gut beleuchtet, ordentlich abgesichert und streng organisiert, vor allem hinsichtlich der Sicherheitsvorschriften. Sicherheitsgürtel mit Batterie und Notpaket, Atemschutzmaske, Schutzbrille, Schutzhelm, Overall, Sicherheitsschuhe und Helmlampe.
Selten so gut ausgerüstet gewesen.

Nach der Besprechung im Berg musste dann noch ein Gruppenfoto anlässlich des Besuchs des "Alemán largo" und dem gewonnenen Fußballpokal gemacht werden. Fragt nicht, gegen wen die gewonnen haben - muss sowas wie der Minencup gewesen sein. Auf jeden Fall echt sympatisch und freundlich.



Und...ja, dass ist das Büro, in dem wir waren. Eine Bürohöhle :-P

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